Über 300 E-Bike-Unfälle im letzten Jahr stellen einen neuen Rekord dar. Häufige Ursache laut bfu: Das ungewohnt hohe Tempo und der dadurch verlängerte Bremsweg.
Marc Kipfer, Mediensprecher der bfu, informiert über die neue Kampagne für mehr Sicherheit auf den E-Bikes.. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Anzahl der E-Bikes und E-Scooter steigt auf den Schweizer Strassen immer weiter an.
  • Mit über 300 schweren E-Bike-Unfällen wurde im letzten Jahr ein neuer Höchstwert erreicht.
  • Die bfu und die AXA lancieren deshalb eine Sensibilisierungskampagne.
  • Am Samstag verunfallte die YouTuberin Emily Hartridge mit einem E-Scooter tödlich.

So ein E-Bike ist eine praktische Sache – es fährt sich leicht und man kommt schnell vorwärts. Ob geradeaus oder bergauf – die Geschwindigkeit ist oft deutlich höher als mit einem normalen Fahrrad.

Kein Wunder, können sich die modernen Drahtesel an grosser Beliebtheit erfreuen: Im vergangenen Jahr war jedes dritte in der Schweiz gekaufte Velo ein E-Bike. Das schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung, kurz bfu, in einer Mitteilung.

Parallel zu den Verkaufszahlen sind auch die E-Bike-Unfallzahlen gestiegen. Mit zwölf Toten und 309 Schwerverletzten wurde in der Schweiz im vergangenen Jahr ein neuer Höchststand erreicht.

Auch am vergangenen Wochenende haben die Elektro-Fahrzeuge negative Schlagzeilen gemacht. Im Alter von 35 Jahren verunfallte die YouTuberin Emily Hartridge tödlich mit einem E-Scooter in London.

Simulierter E-Bike Crash
Die bfu warnt vor den hohen Geschwindigkeiten, die mit dem E-Bike erreicht werden können. - keystone

Bfu-Mediensprecher Marc Kipfer erklärt: «Wir sehen, dass der E-Bike-Trend anhalten wird und dass vermutlich auch die Unfallzahlen weiter steigen werden. Dementsprechend müssen wir reagieren.»

Dies macht die bfu mittels einer Sensibilisierungs-Kampagne in Zusammenarbeit mit der AXA. Dabei rücken sie die häufigste Unfallursache in den Vordergrund: Das ungewohnt hohe Tempo und der damit verlängerte Bremsweg.

Bis zu 20 Meter längerer Bremsweg

«Unsere Experten haben das ausgerechnet», sagt Marc Kipfer und erläutert: «Ein sogenannt langsames E-Bike fährt etwa 25 km/h. Bis zum Stillstand dauert es bereits acht Meter länger, als bei einem normalen Velo, das mit 15 km/h unterwegs ist.»

Ein schnelles E-Bike weise eine Tretunterstützung von 45 km/h auf. Hier müsse man bereits mit einem rund 20 Meter längeren Bremsweg rechnen.

«Bei diesen Distanzen wird klar, dass man in einer brenzligen Situation eine Kollision riskiert», hält Kipfer fest.

Das ganze Interview mit Marc Kipfer, Mediensprecher der bfu, - Nau

Bfu fordert: E-Bike-Vermieter sollen auch Helme anbieten

Laut bfu tragen zwei Drittel der E-Bike-Fahrer einen Helm. Bei schnelleren E-Bikes (45 km/h) besteht ein Helm-Obligatorium. «90 Prozent halten sich daran», sagt Marc Kipfer und betont: «Bei dieser Geschwindigkeit ohne Helm zu fahren, wäre fahrlässig.»

Den E-Bike-Trend haben sich mittlerweile auch verschiedene Schweizer Städte zu Nutze gemacht. An diversen Standorten kann ganz unkompliziert ein E-Bike gemietet und spontan losgeradelt werden.

«Grundsätzlich haben wir nichts gegen solche Angebote. Es wäre uns aber ein Anliegen, dass ein Helm dazu empfohlen würde», so Marc Kipfer.

ebike
Zwei Menschen mit E-Bikes. - Pixabay

Ideal wäre, wenn es nicht beim Hinweis bleiben würde: «Ein Helm könnte auch direkt mitgegeben werden. Technische Möglichkeiten wären vorhanden, etwa indem der Helm in einem abschliessbaren Netz auf dem Sattel deponiert wird.»

Klar wäre dies mit einem gewissen Aufwand und mit Kosten verbunden, ist sich Kipfer bewusst. Fakt sei aber, dass kaum ein Tourist und auch kein Einheimischer spontan einen Helm bei sich trage. Die E-Bike-Vermieter könnten mit einem entsprechenden Angebot einen wesentlichen Beitrag zur erhöhten Sicherheit leisten.

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