P. Diddy und die kranke Macht der Narzissten
Was sich im Fall von Diddy offenbart, ist erschütternd. «Und leider typisch für narzisstischen Machtmissbrauch in extremer Form», schreibt unsere Expertin.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Prozess um Diddy kommen immer weitere erschütternde Details ans Licht.
- Narzissten wie P. Diddy würden nach aussen mächtig und verführerisch wirken.
- Dahinter stecke ein tiefes Bedürfnis nach Kontrolle und absoluter Macht.
- Eine Kolumne von Narzissmus-Expertin Chris Oeuvray.
Mehr als 120 Betroffene, darunter auch Minderjährige, berichten von systematischer Kontrolle, psychischer und physischer Gewalt, Zwang zu sexuellen Handlungen und organisierter Ausbeutung.

Die Vorwürfe gegen den Hip-Hop-Mogul Sean «Diddy» Combs zeichnen ein klares Bild: Hier hat sich ein Mensch jahrelang ein System aufgebaut, das ihn zum unantastbaren Zentrum machte. Und andere zu willenlosen Objekten degradierte.
Doch was steckt hinter diesem Verhalten?
Narzissten brauchen Kontrolle – nicht Liebe
Narzissten wie P. Diddy wirken nach aussen charismatisch, mächtig, verführerisch. Doch dahinter steckt ein tiefes Bedürfnis nach Kontrolle, Bewunderung und absoluter Macht.
Sie tarnen ihre Manipulation als Fürsorge, ihren Zwang als «Spiel», ihre Gewalt als «normal».
In Diddys Fall sollen sogenannte «Freak-Offs» – organisierte Sexpartys mit Drogen, Einschüchterung und Überwachung – Teil eines Systems gewesen sein, in dem er andere systematisch gefügig machte.
Besonders seine Ex-Partnerin Cassie beschreibt, wie sie emotional, körperlich und finanziell abhängig gemacht wurde.

Ein typisches Muster narzisstischen Missbrauchs: erst idealisieren, dann isolieren, dann zerstören.
Wie Narzissten ihre Opfer gefügig machen:
Lovebombing und Illusion von Sicherheit: Zu Beginn werden Betroffene mit Aufmerksamkeit, Geschenken und Versprechen überschüttet.
Isolation und Abwertung: Freunde werden schlechtgemacht, Selbstwert wird systematisch untergraben.
Gaslighting und Verwirrung: Opfer zweifeln an sich selbst, glauben, sie übertreiben oder seien selbst schuld.
Zwang und Überwachung: Kontrolle über Zeit, Körper, Geld, Verhalten – oft subtil, später offen brutal.
Angst, Scham und Abhängigkeit: Der Täter wird zur einzigen Bezugsperson – was das Verlassen so schwer macht.
Warum Opfer endlich eine Stimme brauchen
Fälle wie dieser sind keine Einzelfälle. Sie passieren täglich, oft im Verborgenen. Was sich bei P. Diddy im Rampenlicht zeigt, erleben andere im Schatten.
Darum ist es so wichtig, dass Betroffene nicht länger schweigen müssen. Und dass sie ernst genommen werden.
Und dass wir als Gesellschaft hinsehen, anstatt zu relativieren oder wegzuschauen, wenn Menschen ihre Macht missbrauchen.
Denn das Schweigen schützt immer die Täter. Aber nie die Opfer!

Mein Appell: Glaubt denjenigen, die den Mut haben, über Missbrauch zu sprechen. Macht eure Stimme hörbar. Und wenn du selbst betroffen bist: Du bist nicht allein. Hilfe ist möglich. Veränderung auch.
Warst du auch schon einmal in einer toxischen Beziehung gefangen? Schreib uns deine Erfahrungen in die Kommentarspalte.
Zur Person: Chris Oeuvray ist Expertin für Narzissmus, psychologische Beraterin und Autorin («Narzissmus – ohne mich», weitere Bücher auf ch-oeuvray.ch) aus Zug.