Der Regierungsrat wird beauftragt, auf kanonaler Ebene eine Elternzeit einzuführen.
SP-Grossrätin Sandra Roulet, SP-Grossrätin Maurane Riesen und SP-Grossrätin und Vize-Präsidentin der SP Kanton Bern Tanja Bauer (v.l.n.r.)
SP-Grossrätin Sandra Roulet, SP-Grossrätin Maurane Riesen und SP-Grossrätin und Vize-Präsidentin der SP Kanton Bern Tanja Bauer (v.l.n.r.) - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • 24 Wochen Elternzeit zu den bestehenden 14 Wochen Mutterschaftsurlaub
  • Bis zu 8 Wochen nur für den Vater und 16 Wochen frei aufteilbar
  • Positive Auswirkungen auf individueller, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene

Unter Elternzeit wird eine zeitnah zur Geburt bezahlte Auszeit vom Erwerbsleben mit Jobgarantie verstanden. Die EKKF empfiehlt für die Schweiz zusätzlich zu den heute bereits bestehenden 14 Wochen Mutterschaftsurlaub 24 Wochen bezahlte Elternzeit einzuführen. Dabei bleiben die 14 Wochen Mutterschaft exklusiv für die Mutter reserviert. Weitere 8 Wochen kann nur der Vater beziehen. Die verbleibenden 16 Wochen können die Eltern frei unter sich aufteilen. Die Elternzeit kann zwischen der Geburt und der Einschulung bezogen werden, wenn gewünscht auch in Teilzeit. Ausnahme bilden die 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, für welche die heutigen gesetzlichen Grundlagen eingehalten und die direkt nach der Geburt bezogen werden müssen.

Die Diskussionen auf nationaler Ebene zur vierwöchigen Vaterschaftsurlaubs-Inititiative zeigen, dass eine Elternzeit auf nationaler Ebene noch auf Jahre hinaus chancenlos ist. Momentan sieht es so aus, als ob ein Vaterschaftsurlaub zwischen 2 - 4 Wochen das Maximum an familienpolitischem Fortschritt ist, welcher erreicht werden kann.

Die Schweiz steht im Vergleich zu den anderen 30 OECD Ländern bezüglich Umfang und Ausgestaltung von Elternzeit an drittletzter Stelle. Nur einzelne Staaten der USA und Mexiko haben ein noch geringeres Angebot.

Auch wenn jeder zusätzliche Tag Vaterschaftsurlaub für die Familien ein Gewinn ist, so reichen 2-4 Wochen zusätzlicher Vaterschaftsurlaub nicht, um die positiven Auswirkungen einer Elternzeit auf individueller/familiärer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher/staatlicher Ebene zu erreichen. Nun müssen progressive Kantone vorangehen und eine Elternzeit für die in ihrem Kanton wohnhaften Familien einführen. Damit setzen sie nicht nur ein familienpolitisches Zeichen, sondern sorgen für eine positive und nachhaltige Entwicklung des Kantons und erhöhen den Druck für eine nationale Lösung.

Studien stützen Elternzeit

Eine Literaturanalyse der EKFF von rund 140 wissenschaftlichen Sudien zeigt, wie wirkungsvoll die Einführung einer Elternzeit auf verschiedenen Ebenen ist:

 - Auf individueller Ebene stärkt die Elternzeit die psychische Gesundheit der Mütter, die physische Gesundheit der Kinder und die Väter-Kinder-Beziehung. Sie führt kurzfristig zu einer grösseren Beteiligung der Väter an der Haus- und Familienarbeit und somit auch zu einer egalitäreren Aufgabenteilung innerhalb der Familie.

 - Auf wirtschaftlicher Ebene hat eine Elternzeit positive Auswirkungen auf die Wiederaufnahme einer Arbeit durch die Mutter, einen sehr positiven Impact auf Produktivität, Umsatz und Arbeitsmoral in Unternehmen und führt zu geringerer Fluktuationen, gerade in KMUs. Der Kanton Bern kann damit zum Beispiel dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

 - Auf gesellschaftlicher Ebene führt eine Elternzeit zu einer erhöhten volkswirtschaftlichen Arbeitsproduktivität. Zudem lassen sich die Ausgaben der öffentlichen Hand bereits bei einer geringen Erhöhung der Erwerbstätigkeit der Mütter dank höheren Steuererträgen kompensieren.

Elternzeit ist eine gesellschaftspolitische Investition mit positiver volkswirtschaftlicher und familienpolitischer Wirkung. Sie stärkt Familien und KMUs und verbessert die Steuereinnahmen.

Um sich positiv zu entwickeln, muss der Kanton Bern eine moderne Familienpolitik betreiben.  Die Frage ist also nicht, ob sich der Kanton Bern die Einführung einer Elternzeit leisten kann. Die Frage ist, ob er es sich leisten kann, dies nicht zu tun.

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