Für Pflanzen wirkt Stickstoff aus Umweltverschmutzung wie Dünger. Der Effekt hält sich aber nur bis zu einer bestimmten Menge.
Für eine europaweite Studie sammelten Forschende unter anderem Daten zu Baumumfang und Stickstoffeintrag aus der Luft.
Für eine europaweite Studie sammelten Forschende unter anderem Daten zu Baumumfang und Stickstoffeintrag aus der Luft. - sda - WSL
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stickstoff kann für Pflanzen wie Dünger wirken, zu viel hemmt jedoch das Wachstum.
  • Der Grenzwert liegt bei ungefähr 25 bis 35 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr.
  • Grund ist, dass der Überfluss von Stickstoff wie ein Riegel für das Wachstum funktioniert.

Stickstoff aus Luftverunreinigungen wirkt wie Dünger für Bäume. Allerdings nur in begrenzten Mengen, wie ein internationales Forschungsteam unter Leitung der WSL berichtet. Grössere Stickstoffmengen hemmen das Wachstum.

Über die Luft und das Grundwasser gelangt Stickstoff aus Verbrennungsprozessen und der Landwirtschaft in Waldökosysteme. Nicht unbedingt schlecht für die Forstwirtschaft, wenn dies zu stärkerem Baumwachstum führt. Sollte man meinen. Zu viel Stickstoff bremst jedoch den Holzzuwachs, wie eine Studie der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft unterstreicht.

Grenzwert bei 35 Kilogramm Stickstoff pro Hektar

Das Forschungsteam um Sophia Etzold fokussierte auf Stickstoff, der über die Luft in den Wald eingetragen wird, wie die WSL am Dienstag mitteilte. Hierfür stellten sie einen Grenzwert von 25 bis 35 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr fest. Übersteigt der Stickstoffeintrag den lokalen Grenzwert, wachsen die Bäume weniger. Am stärksten sei der Effekt bei Buchen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt «Forest Ecology and Management».

Grund für das gebremste Wachstum oberhalb des Grenzwertes ist, dass andere wichtige Nährstoffe nicht in gleichem Überfluss zur Verfügung stehen. Ihr begrenztes Vorhandensein schiebt noch weiterem Baumwachstum einen Riegel vor.

buchenwald tessin
Ein Buchenwald im Tessin. (Archivbild) - sda - Kanton Tessin

Für ihre Studie analysierten die Forschenden Daten von rund 100'000 Nadel- und Laubbäumen auf 442 Beobachtungsflächen in 23 Ländern, darunter auch die Schweiz. Von 1995 bis 2010 erhoben Wissenschaftler im Rahmen des europäischen Waldbeobachtungs-Netzwerks «ICP Forests» mehrere Millionen Messwerte, beispielsweise zu Art, Höhe und Stammdurchmesser der Bäume, aber auch Klima- und Umweltfaktoren wie der Schadstoffeintrag aus der Luft.

Forschende diskutieren über Grenzwert

Zu viel Stickstoff bringt das Nährstoffgleichgewicht im Wald aus der Balance. Über die Frage, wie viel zu viel ist, diskutieren Forschende allerdings seit Jahrzehnten. In der Vergangenheit hatten Studien für mitteleuropäische Wälder einen Stickstoffgrenzwert von 10 bis 20 Kilogramm pro Hektar und Jahr ermittelt, allerdings bezog sich dieser Grenzwert nicht nur aufs Baumwachstum, sondern auch auf andere Auswirkungen hoher Stickstoffeinträge im Ökosystem.

Im Rahmen der europaweiten Zusammenarbeit für die Studie sei erstmals gelungen, einen konkreten Grenzwert für das Baumwachstum auf einer derart grossräumigen Skala in natürlich gewachsenen und bewirtschafteten Wäldern zu bestimmen, betonte Etzold gemäss der Mitteilung.

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