Am Wochenende wird ein Wolf in Rickenbach SZ mitten auf der Strasse gesichtet. Solche Vorfälle häufen sich – müssen wir uns daran gewöhnen?
Ein Wolf wurde in Rickenbach SZ gesichtet. - Snapchat

Das Wichtigste in Kürze

  • In Rickenbach SZ wurde vergangenes Wochenende mitten auf der Strasse ein Wolf gesichtet.
  • Solche Begegnungen in Wohngebieten häufen sich – müssen wir uns daran gewöhnen?
  • Nau.ch hat bei Wolfs-Experten nachgefragt.
Ad

Am Wochenende ist in Rickenbach SZ ein Wolf gesichtet worden – mitten im Dorf. Dieses liegt gleich neben dem 14’000-Seelen-Hauptort Schwyz.

Die Aufnahmen davon kursieren in den Sozialen Medien. Und es handelt sich nicht um einen Einzelfall. Vermehrt nähern sich Wölfe den Menschen.

Die Beispiele sind inzwischen zahlreich: Letzten April filmte eine Autofahrerin einen Wolf in Schwändi GL am helllichten Tag beim Überqueren einer Strasse. Erst vor wenigen Tagen zeigten Videos in den Sozialen Medien, wie ein Wolf durch das Dorf Le Brassus VD spazierte.

Und nicht einmal vor urbanen Landschaften scheuen die Raubtiere zurück: Vergangenen November wurden in der Stadt Zug 14 verletzte Schafe aufgefunden. DNA-Analysen zeigten wenig später, dass der Übeltäter ein Wolf war. Schon im Januar 2023 spazierte ein Wolf durch die Stadt Luzern.

Müssen wir uns also an das Bild vom Wolf vor unserer Haustüre gewöhnen?

Begegnungen mit dem Wolf «werden häufiger»

Ja, sind Schweizer Wolfsgegnerinnen und -gegner überzeugt. Ronald Sommer ist Geschäftsführer des Vereines Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren. Für ihn ist klar: «Es ist unausweichlich, dass wir auch in den Städten immer mehr Wölfe antreffen werden, wenn wir nichts dagegen tun.» Auf nationaler Ebene sollen die Wölfe drum reguliert und vertrieben werden, um dem entgegenzuwirken, findet er.

Wolf
Immer wieder werden Wölfe in Schweizer Dörfern gesichtet – oder gar in der Stadt, so wie hier im Januar 2023 in Luzern.
wolf
Müssen wir uns an das Bild vom Wolf vor unserer Haustür gewöhnen? (Symbolbild)
David Gerke
«Begegnungen werden häufiger», so David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf. Gefährlich sei dies jedoch nicht.
Wolf
Der Wolf ist im Walllis derzeit Dauerthema.
Wolf
Man ist sich aber einig: In den Siedlungen hat der Wolf nichts zu suchen. (Archivbild)

Auch bei den Wolfsfreunden gibt man zu: «Der Wolfsbestand wächst, weshalb Begegnungen häufiger werden», sagt David Gerke von der Gruppe Wolf.

So auch in der Nähe von Wohngebieten. Denn: «Wölfe folgen ihrer Beute wie Rehen und Rothirschen. Hält sich die Beute nah an Siedlungen auf, können Wölfe auch dort auftauchen.»

Er sieht hier aber den Mensch in der Pflicht – denn das könne verhindert werden. «Es ist wichtig, potenzielle Nahrungsquellen wie Hunde- oder Katzenfutter oder Fleischreste nicht draussen zu deponieren», mahnt Gerke.

«Keine Gefahr» – oder doch?

Doch sind die Begegnungen mit Wölfen gefährlich? «Ja, natürlich», betont Wolf-Gegner Sommer. Dies jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Etwa, wenn das Tier den Menschen als Konkurrenten sehe.

Nicht ohne Grund habe man bereits früh mit der Ausrottung des Wolfes in Europa begonnen. «Man nennt sie nicht umsonst Raubtiere, das sind Räuber und waren es immer schon», so Sommer.

Haben Sie Angst vor Wölfen?

David Gerke ist anderer Meinung: «Wölfe sind in Siedlungen zwar unerwünscht, aber es geht für Menschen keine Gefahr von ihnen aus.»

Wenn sie Siedlungen nur kurz durchqueren, sei es unproblematisch. Doch: «Es ist unerwünscht, dass sie dort nach Nahrung suchen.» So würden die Tiere ihre Scheu gegenüber den Menschen verlieren, meint der Wolfs-Freund.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Wolf