Seit Wochen streitet sich Zürich um die Umnutzung zweier Wohnhäuser, die der Coop Genossenschaft gehören. Nun wurden die Häuser illegal besetzt.
Coop Besetzung Zürich
Am Sonntagabend wurde der Sihlquai 280/282 von Unbekannten besetzt. Eigentümerin der Wohnhäuser ist die Coop Genossenschaft. - Facebook/@foreversihlquai
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Das Wichtigste in Kürze

  • Unbekannte haben in Zürich den Sihlquai 280/282 besetzt.
  • Die Coop ist Eigentümerin der Wohnhäuser und will diese zu Büros und Labors umbauen.
  • Coop hat Strafanzeige eingereicht, die Stadtpolizei ermittelt wegen Hausfriedensbruch.

«Besetzt», steht deutlich und vertikal auf aufgehängten Tüchern. Unbekannte haben am Sonntagabend die Wohnhäuser 280/282 am Zürcher Sihlquai illegal in Beschlag genommen.

Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, Judith Hödl, im Interview. - Nau.ch / Drone Air Media

Die Wohnhäuser gehören der Coop Genossenschaft und bieten seit Wochen Zündstoff. Denn die Eigentümerin will die preisgünstigen Wohnungen sanieren und sie für Büros und Labors umnutzen. Vermieterinnen und Vermietern von 15 Wohnungen wurde gekündigt.

Eine Gruppe, die sich «Forever Sihlquai» nennt, hat bereits 7000 Unterschriften beim Stadtrat eingereicht. «Nein danke, Coop! So nicht!», steht in der Petition. Auch die Politik wurde bereits aktiv.

Die Gruppe wurde gemäss eigenen Angaben von Bewohnerinnen und Bewohnern der beiden Häuser ins Leben gerufen. Sie erhielten allesamt per 31. März dieses Jahres die Kündigung.

Stapo Zürich ermittelt wegen Hausfriedensbruch

Als Zeichen des Widerstands wurden nun die Wohnhäuser besetzt. Ob die Gruppe dahinter steckt, ist nicht klar. Die Coop Genossenschaft erklärt auf Anfrage, man habe Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch eingereicht.

Die Stadtpolizei Zürich schrieb am Montagnachmittag in einer Medienmitteilung aber, sie hätte die beiden Häuser durchsucht. «Dabei konnten keine Personen angetroffen werden, die sich widerrechtlich im Gebäude aufhielten».

Allerdings seien bei den Hauseingängen und den Wohnungstüren mehrere Schlösser ausgewechselt worden. Ausserdem wurden Türen beschädigt und verbarrikadiert. «Durch die Stadtpolizei Zürich wurden nun Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch eingeleitet.»

Coop schafft Platz für Getreidenmühlenfirma

Die Umnutzung der Wohnhäuser ist umstritten. 25 Mieterinnen und Mieter verlieren preisgünstige Wohnungen, auch eine Schreinerei muss weichen. Die Coop Genossenschaft will das Haus nach der Sanierung für Büros und Labors der Getreidenmühlenfirma Swissmill nutzen.

Gleich daneben befindet sich der Sitz der Firma, die zur Genossenschaft gehört. Auch eine Versuchsbäckerei soll am Sihlquai 280/282 entstehen.

Coop Swissmill Zürich
Die Swissmill ist der grösste Getreidemühlenbetrieb der Schweiz, das Getreidesilo mit 118 Metern das zweithöchste Gebäude der Stadt Zürich. Gleich daneben befinden sich die Wohnhäuser. - Keystone

Im Gemeinderat kamen die Pläne bereits unter Beschuss. Dieser hat im März ein dringliches Postulat von SP und AL an den Stadtrat überwiesen. Die Stadt solle mit Coop und Swissmill an einen runden Tisch sitzen um Alternativen zu prüfen. Dies stiess bei Coop allerdings auf Ablehnung, berichtete der «Tagesanzeiger».

Besetzer klagen über Wucherpreise bei Zwischennutzung

Inzwischen hat die Genossenschaft auch eine Zwischennutzung bis 2022 abgesegnet. Die Firma Intermezzo Houses AG soll die Wohnungen an Expats und Studenten vermieten. Wie die Gruppe «Forever Sihlquai» klagt, zu massiv höheren Mietpreisen. Und ohne, dass die verbliebenen Mieterinnen und Mieter informiert wurden.

Die Coop rechtfertigt gegenüber Nau.ch, dass mit der grossen Mehrheit der Mieter Lösungen gefunden worden seien. «Lediglich mit zwei Mietparteien laufen derzeit noch Gespräche», so eine Sprecherin.

Ursprünglich hätten die Umbauarbeiten bereits beginnen sollen. Doch gewisse Mieter hätten eine Erstreckung beantragt. Darum hat die Genossenschaft entschieden, die Wohnungen bis zum voraussichtlichen Erstreckungstermin für eine Zwischennutzung zu vermieten.

«Um den leerstehenden Wohnraum bis zu Baubeginn sinnvoll zu nutzen, haben wir die Wohnungen an die Firma Intermezzo vermietet.» Diese entscheide über die Mietpreise, die Coop verdiene daran «nicht mehr als an den bisherigen Mietpreisen».

Eine Anfrage von Nau.ch bei der Intermezzo Houses AG blieb bislang unbeantwortet.

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