WM 2022: «Boykott-Aufrufer scheinbar keine Fussballfans»
Viele haben wegen Menschenrechtsverletzungen zum Boykott der WM 2022 aufgerufen. Trotzdem: Das Geschäft mit Fussball-Trikots boomt hierzulande.

Das Wichtigste in Kürze
- Mehr als 6500 Gastarbeiter kamen bei den Bauarbeiten für die WM in Katar ums Leben.
- Auch aufgrund der besorgniserregenden Menschenrechtslage rufen Kritiker zum Boykott auf.
- Die Aufrufe fruchten nicht überall: In der Schweiz werden viele Fussball-Trikots verkauft.
Schon Jahre vor dem Anpfiff hat die WM 2022 in Katar für Wirbel gesorgt: Weltweit rufen Kritiker zum Boykott auf– unter anderem wegen der vielen Toten beim Bau der Stadien in Katar. Zudem wird auch die Menschenrechtslage im Land immer wieder als besorgniserregend bezeichnet.
Die Kritik scheint die Euphorie bei vielen Fussballfans aber nicht zu bremsen. Das zumindest lassen die Verkaufszahlen von WM-Trikots der Schweizer Nationalmannschaft vermuten. Die sehen nämlich nicht gerade nach Boykott aus.
Fussballfans kaufen trotz Kritik an WM 2022 viele Trikots
«Unsere Kunden freuen sich auf den Fussball und die WM», sagt Mikael Portmann vom Zürcher Sportgeschäft «11teamsports» zu Nau.ch. «Wir merken keine negative Einstellung der Fussballfans.»
Dafür hat der Geschäftsführer auch gleich eine Erklärung parat: «Die Menschen, die zu einem Boykott aufrufen, scheinen keine Fussballfans zu sein.»
Portmann gibt zudem zu bedenken, dass die diesjährige Meisterschaft nicht die erste sei, die in einem politisch schwierigen Umfeld stattfindet. «Die letzte WM 2018 fand in Russland statt. War das besser?», meint er.
Auch die Detailhandelskette Ochsner Sport bemerkt trotz zahlreichen Boykott-Aufrufen nicht, dass die Trikot-Verkaufszahlen eingebrochen wären. Diese seien bislang «vergleichbar» mit den Zahlen, die vor anderen grossen Turnieren erzielt wurden.
Viele wünschen sich zu Weihnachten WM-Libli
Ein anderer Faktor der WM 2022 könnte sich aber sehr wohl auf die Verkaufszahlen auswirken: Die Tatsache, dass sie diesmal im Winter stattfindet – also nicht gerade in einer Zeit, in der Libli-Wetter herrscht.
Ochsner Sport zeigt sich in dieser Hinsicht zwar unbesorgt. Doch Portmann von 11teamsports gibt zu, dass dieser Umstand eine «grosse Unbekannte» gewesen sei.
«Dafür hilft uns Weihnachten, weil sich viele als Geschenk ein Trikot wünschen», freut er sich. «Wir werden wohl erst nach dem letzten Spiel eine Bilanz ziehen können.»