Wann geht eine Massage zu weit? Viele fühlen sich im Spa zu nackt oder finden, ihre Grenzen werden überschritten. Ein Experte klärt auf.
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Manchmal geht es bei der Massage um ein, zwei Zentimeter, ob sich die Kundschaft noch wohlfühlt. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Spa-Gäste klagen, ihre Grenzen werden bei der Massage überschritten.
  • So seien kritische Stellen nicht genügend bedeckt worden.
  • Laut einem Experten gibt es fast nie einen Grund, diese Stellen zu entblössen.
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Rote Ohren in einem Spa im Kanton Bern: Gleich mehrere Gäste beschweren sich darüber, dass sie sich unwohl gefühlt hätten. «Die Grenzen werden bei der Massage nicht eingehalten», schreibt ein Nutzer auf Google.

Ein anderer, der mit seiner Freundin im Spa war, pflichtet bei: Die Masseure hätten «weder nach kritischen Bereichen gefragt noch versucht, gewisse Bereiche nicht zu sehen oder zu berühren».

Nach der Massage habe der Masseur mit einem «schelmischen Lachen» gesagt, dass die beiden «zu wenig entspannt» gewesen seien. Für den Kunden ist drum klar: «Der Masseur hat also ganz klar gemerkt, dass er Grenzen überschreitet, jedoch nicht versucht, etwas dagegen zu unternehmen.»

«Unangemessen berührt»

Eine weitere Frau beschwert sich, die Masseurin habe ihren Freund «unangemessen berührt». Und ein anderer behauptet, er sei nicht nach kritischen Bereichen gefragt worden.

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Auf Google ärgern sich mehrere Gäste, dass in einem Berner Spa ihre Grenzen überschritten wurden.
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Die Masseure hätten «weder nach kritischen Bereichen gefragt noch versucht, gewisse Bereiche nicht zu sehen oder zu berühren».
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«Die Grenzen werden bei der Massage nicht eingehalten», schreibt ein Nutzer auf Google.
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Und ein anderer behauptet, er sei nicht nach kritischen Bereichen gefragt worden.

Es ist ein Anfängerfehler, dass beim Massieren Grenzen überschritten werden, sagt Urs Dickerhof von der Massageschule Dickerhof AG. «Einem Ausgebildeten sollte das nicht passieren.»

Er nimmt die Masseure aber auch ein wenig in Schutz: «Je nach Stelle geht es wirklich um ein, zwei Zentimeter, ob sich die Kunden noch wohlfühlen.»

Eine kritische Stelle seien zum Beispiel die Adduktoren. Diese Muskeln am Oberschenkel-Innern reichen bis hin zum Schambein. «Einige denken am Anfang, sie müssen den ganzen Muskel massieren. Das geht natürlich nicht, sonst wird eine Grenze überschritten

Streicheln statt Massieren

Ein weiteres Fettnäpfchen: «Am Anfang massieren einige mit zu wenig Kraft. Das wird unter Umständen als Streicheln wahrgenommen.»

Die Folge sind eben rote Ohren – oder auch mal eine Regung im Schritt. «Das kann passieren, dafür muss man sich auch nicht schämen», sagt Dickerhof. «Bemerkt man das aber als Massage-Profi, sollte man sich kurz zurückziehen, bis sich der Kunde erholt hat.»

Haben Sie während einer Massage schon einmal rote Ohren bekommen?

Eine andere Stelle, die für Fragezeichen sorgen könnte, sind die Brustmuskeln am Brustansatz. «Die Brust bleibt bei der Massage aber bedeckt. In ganz seltenen Fällen bei medizinischen Lymphknoten-Massagen muss die Brust frei sein, aber das bietet ein Spa nicht an.»

Kritische Stellen müssen bedeckt bleiben

Sowieso: «In 95 Prozent der Fälle muss man den Slip oder den BH nicht ganz ausziehen. Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel wenn jemand lange Boxershorts trägt.» Ansonsten müssen aber ohnehin alle kritischen Stellen mit einem Tüechli bedeckt werden, sagt Dickerhof.

Hinzu kommt, dass man als Masseurin oder Masseur immer erklären sollte, warum man etwas tut. Gerade wenn man zum Beispiel einen Slip für die Massage etwas weiter herunterziehen muss.

Massage
Kritische Stellen – wie Brust, Genitalbereich oder die Gesässfalte – sollten laut einem Experten bedeckt bleiben. (Symbolbild) - pexels

Zusammengefasst: Sagt der Masseur nicht, warum er das Höschen herunterzieht oder die Brust nicht bedeckt lässt, geht er zu weit. Oder eben auch, wenn er bei der Oberschenkel-Massage ein, zwei Zentimeter zu weit oben massiert.

Das betroffene Spa im Kanton Bern will sich auf Anfrage nicht zu den Rezensionen äussern. Auf eine Zwei-Stern-Bewertung reagiert der Inhaber auf Google aber so: «Kundenzufriedenheit ist uns sehr wichtig. Deshalb berühren unsere Masseurinnen und Masseure auch niemanden unangemessen.»

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