«Hu*e» und «Nazi» auf der Wandtafel – Beschimpfungen und Grenzüberschreitungen sind im Schulalltag nicht selten. Eine Lehrerin erzählt, wie sie reagiert.
Schule
Grenzüberschreitungen, Beleidigungen und gar Übergriffe: Für einige Lehrpersonen Alltag – teils schon in der Primarschule. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder stossen Lehrpersonen im Umgang mit schwierigen Schülern an ihre Grenzen.
  • Zuletzt sorgte ein Fall aus Basel für Furore: Schüler nannten ihre Lehrerin «Hu*e».
  • Eine Lehrerin erzählt, wie sie mit Grenzüberschreitungen umgeht.
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Seit 2011 gibt es keine Kleinklassen, Sonderschulen oder Spezialangebote mehr. Verhaltensauffällige Kinder besuchen also die regulären Klassen. Dabei stossen Lehrkräfte oft an ihre Grenzen, wie eine Doku von «SRF Reporter» kürzlich zeigte.

Zu sehen: An ihrem Geburtstag wird eine Lehrerin im Kleinbasel als «Hu*e», «Nazi» und «F*tze» beschimpft. Schüler haben die gesamte Wandtafel mit Hassbotschaften vollgekritzelt.

Beschimpfungen, Grenzüberschreitungen oder gar Übergriffe – für einige Lehrpersonen Alltag. Doch wie geht man damit um?

«Lasse Nulltoleranz walten»

Der Vorfall in Basel macht Lehrerin Nadine K.*, die derzeit eine dritte und vierte Klasse unterrichtet, wütend. «Ich lasse bei solchen Dingen Nulltoleranz walten», erklärt die Bernerin gegenüber Nau.ch.

Sie vermutet, dass sie deshalb bislang nur wenige unangenehme Erlebnisse im Job hatte. «Ich denke, die Kinder wissen das.»

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Eine Lehrerin an einer Schule im Kleinbasel wird mit üblen Hassbotschaften an der Wandtafel eingedeckt.
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Die Tafel-Beleidigungen gegen die Basler Lehrerin kommen von zehn-, elfjährigen Kids.
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Doch wie geht man als Lehrperson mit solchen Situationen um? (Symbolbild)
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«Ich lasse bei solchen Dinge Nulltoleranz walten», sagt eine Berner Lehrerin zu Nau.ch. (Symbolbild)
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Doch auch das schützt nicht immer vor Grenzüberschreitungen: Im Sport hat ihr schon einmal ein Schulkind einen Klaps auf den Po gegeben. (Symbolbild)

Wäre ihr so etwas passiert wie die Beschimpfungen auf der Wandtafel, würde sie sofort das Gespräch mit den Eltern suchen. «Hier muss man die Schulleitung einbeziehen und Lösungen und Handlungsvorschläge bringen. Und dann darf man klar erwarten, dass sich etwas ändert», so Nadine.

Wichtig sei in solchen Fällen: «Als Lehrperson sollte man versuchen herauszufinden, warum sich ein Kind so daneben benimmt. Meist steckt mehr dahinter – einfach das Kind als böse darzustellen, wäre falsch.»

«Kinder schrieben ins Zimmer, ich sei besser als neue Lehrerin»

Dennoch versteht die Bernerin die Überforderung der betroffenen Lehrpersonen. Auch sie selbst hat trotz Nulltoleranz-Strategie schon Grenzüberschreitungen erlebt: «Einmal hat mir ein Kind im Sportunterricht einen Klaps auf den Po gegeben», erzählt sie.

Das sei aber nicht böswillig gewesen. «Ich habe mitgespielt. Da hat sich das achtjährige Kind wohl vergessen und meine Rolle ist in den Hintergrund gerückt.»

Waren Sie in der Schule brav?

Trotzdem ist es auch in solchen Fällen wichtig, Grenzen aufzuzeigen, wie sie sagt: «Ich habe es zur Seite genommen und ihm erklärt, wieso ich das nicht mag.»

Eine andere Situation, an die sie sich erinnert: «Einmal haben mir ehemalige Schülerinnen und Schüler ins Klassenzimmer geschrieben, ich sei viel besser als ihre neue Lehrerin. Das hat diese aber zum Glück nicht mitbekommen.»

«Werden auf solche Situationen nicht vorbereitet»

Die Pädagogische Hochschule Bern versicherte kürzlich auf Anfrage von Nau.ch, angehende Lehrpersonen auf Situationen wie diejenige in Basel vorzubereiten. So gebe es dazu Rollenspiele und Videoanalysen.

Das sieht K. anders: «Auf solche Situationen werden wir in der Ausbildung gar nicht vorbereitet. Das lernt eine Lehrperson erst, wenn sie im Berufsalltag ist.» Sie wünscht sich mehr Unterstützung aus der Gesellschaft.

*Name geändert

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