Wegen Coronavirus: Werden nun Europäer diskriminiert?
In keinem Kontinent werden derart viele Infizierte des Coronavirus registriert, wie in Europa. Dies führt bereits zu vereinzelten Angriffen auf Europäer.

Das Wichtigste in Kürze
- Als das Coronavirus in China ausbrach, kam es zu offensichtlicher Diskriminierung.
- Auch Europäer sollen laut Berichten nun Opfer davon werden.
- Experten entwarnen, dass solche Phänomene meist temporär sind.
Während die Corona-Pandemie sich in China langsam zu legen scheint, brodelt es in Europa rund um das Coronavirus umso stärker. Alleine in der Schweiz steigen die Zahlen der Neuinfizierten täglich um rund 1000 Personen. Auch in anderen europäischen Ländern, besonders Italien und Spanien, ist die Lage dramatisch.
Als das Coronavirus sich in Asien ausbreitete, konnte man in Europa und Amerika eine sichtliche Diskriminierung von Asiaten beobachten.
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Nun wurde das Gegenteil beobachtet: Deutsche beispielsweise wurden bereits vereinzelt angegriffen. Experten hoffen, dies sei nur eine spontane und nicht anhaltende Reaktion.
Sachliche Informationen über Coronavirus wichtig
Ueli Mäder, Soziologe an der Universität Basel, hält es für möglich, dass es kurzfristig zu Diskriminierung gegenüber Europäern kommen könnte. «Das ist ein altes Muster, es kommt besonders zum Tragen, wenn wir verunsichert sind.»
In solchen Situationen würden Menschen die Schuld gerne anderen zuschieben, «so entlasten wir offenbar uns selber». Denn: «Das gibt vordergründig etwas Halt, hilft aber nicht weiter, im Gegenteil.»

Wichtig, um solche Diskriminierung und Jagd auf Sündenböcke zu vermeiden, sei ein guter Informationsfluss, meint der Soziologe. «Breite Teile der Bevölkerung bemühen sich derzeit besonders darum, das ist erfreulich. Wir müssen uns aber auch eingestehen, was wir noch zu wenig wissen, statt Lücken mit voreiligen Annahmen zu füllen.»
Nur eine spontane Reaktion?
«Ich glaube, dass die Diskrimierung von Ausländern oder Landsleuten, die aus stark betroffenen Gebieten heimkehren, meist eine spontane Reaktion ist.» Dieser Meinung ist Heinzpeter Znoj, Professor für Sozialanthropologie an der Universität Bern.

Menschen seien auf bestem Wege, mehr über das Virus zu lernen. So würde sich auch die Gefahr der Diskriminierung von selbst eliminieren.
«Der öffentliche Zorn wird sich eher gegen Individuen oder Gruppen richten, welche die Allgemeinheit gefährden. Wenn sie sich nicht an diese Vorschriften halten. Oder Zorn gegen Regierungen, welche die notwendigen Massnahmen nicht oder zu spät ergriffen haben.»

Znoj rät, sich auf die Einhaltung wichtiger Hygienemassnahmen zu fokussieren und sich weiterzubilden. Denn je mehr man über die Krankheit erfahren würde, desto weniger würde es auch zu Diskriminierung kommen.
«Man wird sich also nicht lange damit aufhalten, nach Sündenböcken zu suchen. Das ist ein vorübergehendes, marginales Phänomen», erklärt Znoj abschliessend.