Die 56-jährige Regisseurin Lucrecia Martel, eine wichtige Figur des argentinischen Neuen Kinos, wird mit dem Ehrenpreis des Dokumentarfilmfestivals Visions du Réel ausgezeichnet. Die Hommage wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Filmarchiv und der Ecole Cantonale d'Art de Lausanne (Ecal) konzipiert.
Lucrecia Martel
Die argentinische Regisseurin und Drehbuchautorin Lucrecia Martel. - Keystone

Während des Festivals vom 21. bis 30. April 2023 wird eine Retrospektive ihrer Filme gezeigt, so Emilie Bujès, künstlerische Leiterin von Visions du Réel, in einer Mitteilung vom Donnerstag. Martel wird auch eine Masterclass geben, die ihr Werk und ihre Beziehung zur Realität durchleuchtet.

Martel wurde bereits mit ihrem ersten Spielfilm «La Ciénaga» (2001), der in ihrer Heimatregion gedreht wurde, international bekannt und verkörpert seither die Erneuerung des argentinischen Films. Sie kann auf vier Spielfilme und insgesamt 25 Werke zurückblicken.

Die Filme von Martel untersuchen die existentielle Krise der argentinischen Mittelschicht in einem postkolonialen Kontext, wobei sie immer wieder hintergründig die Geschichte ihres Landes und die Geister, die darin wohnen, heraufbeschwört.

In «Terminal Norte», der während der Pandemie gedreht wurde, folgte sie einer Gruppe von Musikerinnen, die während der Lockdowns in den Wäldern und Landschaften von Salta Zuflucht fanden. Einer sehr konservativen Region des Landes, aus der auch die Regisseurin stammt. Dieses Projekt ist ein Vorgeschmack auf ihren nächsten Spielfilm, ebenfalls ein Dokumentarfilm, der für 2023 geplant ist.

Anfang der 2000er Jahre erhielt ihr erster Spielfilm «La Ciénaga», eine sommerliche Erzählung über eine Familie, die sich in ihren Problemen verstrickt, zahlreiche internationale Preise, darunter einen Silbernen Bären auf der Berlinale. 2004 folgte «La niña santa» über die Unentschlossenheit eines Teenagers zwischen Verlangen und Glauben, der für den Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes ausgewählt wurde. 2008 zog «La mujer sin cabeza» über die Verwirrung einer Frau, die von ihrem Geheimnis und der Last der Gesellschaft erstickt wird, ebenfalls die Aufmerksamkeit der Croisette auf sich.

Ihr vierter Spielfilm, «Zama» aus dem Jahr 2017, eine Erkundung des Kolonialismus und Rassismus in Lateinamerika, wurde bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt. Zwei Jahre später war sie Vorsitzende der Jury des italienischen Filmfestivals.

Neben ihrem filmischen Werk hat sich Martel auch für andere künstlerische Disziplinen interessiert. Sie arbeitete unter anderem mit Björk zusammen, für die sie 2019 das Konzert Cornucopia in der New Yorker Halle «The Shed» leitete. Ihre Arbeit wurde ausserdem in Institutionen wie Harvard, dem MoMA, dem Lincoln Center, Cambridge und der Tate London vorgeführt.

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