Hässige Anwohner wehren sich gegen Mega-Parkplatz-Abbau in Biel BE

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Biel/Bienne,

Gleich ein Drittel aller öffentlichen Parkplätze in Biel BE soll aus Klima-Gründen verschwinden. Nun wehren sich Anwohnende. Die Grünen verteidigen den Schritt.

Gary Dobler
Der Bieler Gary Dobler hat eine Petition gegen den geplanten Mega-Parkplatzabbau in Biel BE lanciert. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Bürger in Biel BE protestieren gegen den geplanten Abbau von 3000 Parkplätzen.
  • Eine neue Petition fordert den Stopp des Parkplatzabbaus.
  • Ein Grünen-Politiker verteidigt den Parkplatzabbau. Der Klimawandel mache ihn nötig.

Das rot-grün dominierte Biel BE will bei den Parkplätzen den Rotstift ansetzen: Innerhalb des nächsten Jahrzehnts soll ein Drittel aller Parkfelder verschwinden!

Heisst konkret: Bis 2030 sollen so rund 3000 öffentliche Parkplätze verschwinden. Biel will so weniger Autoverkehr und damit eine höhere Lebensqualität, wie es heisst.

Dagegen gibt es nun Widerstand. Eine Petition auf der Online-Plattform «Campax» hat innerhalb von zwei Wochen bereits über 1500 Unterschriften erreicht.

Die Kritik: Der radikale Abbau treffe viele hart und spalte die Stadt. Besonders betroffen seien Menschen mit Behinderung, Familien, das Gewerbe und all jene, die auf das Auto angewiesen sind.

Die Unterzeichnenden fordern deshalb: Sofortiger Stopp dieser Massnahmen, volle Transparenz und eine faire Mobilitätsstrategie, die alle mitnehme.

Petitionär: «Parkplatzpolitik wird immer einseitiger»

Hinter der Petition steckt der Bieler Gary Dobler. «Mich stört vor allem, dass die Parkplatzpolitik der Stadt Biel immer einseitiger wird», erklärt er seine Kritik gegenüber Nau.ch.

«Unter Deckmantel des Klimaschutzes werden Parkplätze systematisch entfernt. Ohne dass gleichwertige Alternativen geschaffen würden», stört er sich. «Eine nachhaltige Mobilitätsstrategie darf nicht ideologisch, sondern muss ausgewogen und bürgernah gestaltet sein.»

Gibt es zu viele oder zu wenige Parkplätze?

Er kritisiert zudem einen mangelnden Einbezug der Bevölkerung: «Die Menschen fühlen sich übergangen, weil wichtige Entscheide ohne wirkliche Mitsprache getroffen werden.»

Die Petition sei ein Zeichen für den wachsenden Unmut. Doblers Erklärung für das hohe Frust-Potenzial: «Der Parkplatzabbau betrifft viele Menschen direkt – sei es im Alltag, beim Arbeiten, Einkaufen oder bei Arztbesuchen.» Es gebe ein echtes Bedürfnis, das ernst genommen werden müsse.

Durch Parkplatz-Abbau sollen mehr Bieler aufs Auto verzichten

Was sagen die Befürworter des Parkplatz-Abbaus dazu?

Bei Nau.ch nimmt der Bieler Stadtparlamentarier Christophe Schiess von den Grünen Stellung. Er war es, der 2022 mit einer überparteilichen Motion den Abbau von einem Drittel der Parkfelder in Biel anstiess.

«Ja, ich habe Kenntnis von der Petition und verstehe zum Teil die Anliegen der Petitionäre», sagt er. «Auch wir wollen eine ausgewogene Mobilitätspolitik, die die vielfältigen Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt.»

Christophe Schiess
Christophe Schiess ist Stadtrat in Biel und hat 2022 eine Motion zum Abbau eines Drittels der Parkplätze eingereicht. - Joël Schweizer

Nur sei die Situation nicht ausgewogen. «Seit circa 70 Jahren wird der Stadtraum – und unser Land allgemein – für das Auto und vom Auto gestaltet. So, dass die Autos sich jetzt selbst im Weg stehen», sagt Schiess.

Auf 55'000 Einwohnende mit 21'000 angemeldeten Autos gebe es 53'000 Parkplätze. «Diese 63 Hektaren Parkplatzfläche entsprechen 90 Fussballfeldern. Das ist weit mehr als in anderen Städten.»

Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Handwerker und Lieferdienste sollen dadurch nicht ihre Parkplätze verlieren. Im Gegenteil: «Eine Reduzierung des Autoverkehrs hilft jenen, die auf das Auto angewiesen sind. Denn jedes Auto weniger im Verkehr, lässt ihnen den Platz», so Schiess.

Das Ziel sei letztendlich weniger Autoverkehr und mehr Platz für nachhaltigere Verkehrsformen. Also etwa Velowege. «Zudem kann die Stadt dank dem gewonnen Platz grüner und somit kühler gestaltet werden», sagt der Grünen-Politiker.

Grünen-Politiker: «Fakten, keine Ideologie»

Den Ideologie-Vorwurf weist Schiess zurück – die Stadt gehe vernünftig vor. «Angesichts der katastrophalen Folgen der Klimakrise – hier und in der Welt – haben wir die Verantwortung, jetzt zu handeln.» Sowohl als Einzelperson als auch als Gesellschaft.

Er weist auf die zunehmenden Extrem-Ereignisse durch den Klimawandel hin. «Das sind Fakten, keine Ideologie.» Neben einer Anpassung an die heissen Temperaturen durch mehr Begrünung müsse Biel auch seinen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten.

Zudem verweist er darauf, dass die Klima- und Mobilitätsziele demokratisch legitimiert sind. «Es wäre wünschenswert, dass möglichst viele Menschen an den Wahlen teilnehmen», meint er.

Nichtsdestotrotz sei es wichtig, die betroffene Bevölkerung zu konsultieren. Die einzelnen Projekte müssten zudem nach einer Interessensabwägung «gut kommuniziert» werden.

Lena Frank
Lena Frank ist Bieler Gemeinderätin sowie Bau-, Energie- und Umweltdirektorin. - biel-bienne.ch

Eingereicht ist die Petition noch nicht. Gary Dobler will wegen des hohen Interesses noch weiter Unterschriften sammeln. «Bis jetzt habe ich noch keine offizielle Reaktion seitens der Stadt erhalten. Ich hoffe aber, dass wir mit der Übergabe einen Dialog anstossen können, der alle Betroffenen einbezieht.»

Die Petition richtet sich an den Bieler Gemeinderat, die Regierung der zweisprachigen Stadt. Die zuständige Gemeinderätin Lena Frank (Grüne) äussert sich nicht zur laufenden Petition, wie es auf Nau.ch-Anfrage heisst. «Eine Beantwortung der Petition wird nach Einreichung innerhalb der üblichen Fristen erfolgen», teilt ihre Assistentin mit.

Auch in weiterer Hinsicht muss sich Biel mit dem Parkieren beschäftigen. Im Februar 2027 kommt die sogenannte Parkhaus-Initiative aus bürgerlichen Kreisen vors Volk. Diese fordert, dass die erste Stunde in Biels öffentlichen Parkhäusern gratis werden soll.

Kommentare

User #4461 (nicht angemeldet)

Und... hat der Blütler Loch sich die letzten Tage normal benommen... also so wie immer?! Oder war er Mal freundlich, menschlich, respektvoll?!

User #2714 (nicht angemeldet)

Wir sollten wieder viel mehr Sex miteinander machen. Das würde sich positiv auf ein soziales Miteinander auswirken und man wäre mit der Allgemeinsituation viel zufriedener.

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