Verunsicherte Junge gehen wegen Influencern zum Arzt
Das Wichtigste in Kürze
- Internetrecherchen, Influencer und Gesundheitsapps verunsichern junge Schweizer.
- Viele gehen zum Arzt, um sich zu versichern, dass sie wirklich gesund sind.
- Der Andrang in den Arztpraxen ist gross und die Kosten steigen.
Zum dritten Mal in Folge steigen die Krankenkassenprämien stark an. Dieses Mal um durchschnittlich 6 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig, da die Kosten in nahezu allen Bereichen ansteigen. Bemerkenswert ist aber, dass nicht nur die Behandlung von Kranken das System belastet, sondern auch Gesunde vermehrt Leistungen in Anspruch nehmen.
Ende letzter Woche machten gleich zwei Experten auf dieses Phänomen aufmerksam. Demnach sollen vor allem jüngere Menschen zum Arzt gehen, um sich zu versichern, dass sie wirklich gesund sind. «Der Anspruch ist heute, dass der Arzt beweisen muss, dass der Patient gesund ist», meinte etwa Felix Schneuwly von Comparis gegenüber «CH-Media».
Gehst du oft zum Arzt?
Die Präsidentin der Ärzteverbindung FMH bestätigt nun gegenüber den «Tamedia»-Zeitung die Beobachtung der Experten. Das sei vor allem bei der jüngeren Bevölkerung bis 45 Jahre der Fall, meint Yvonne Gilli. «Viele sind verunsichert und ängstlicher als früher. Entsprechend häufiger suchen sie Arztpraxen auf.»
Der Zugang zu beunruhigenden Informationen sei heute viel grösser als früher, sagt Gilli. Ein grosser Teil der Bevölkerung tut sich jedoch schwer damit, die im Internet gefundenen Informationen richtig zu bewerten. Zusätzlich tragen Influencerinnen und Influencer auf Social Media dazu bei, insbesondere junge Menschen zu verunsichern.
Und dann gibt es noch die Gesundheitsapps, die es ermöglichen, den Körper auf vielfältige Weise zu überwachen. Bereits geringfügige Abweichungen, wie Veränderungen des Herzschlags oder des Schlafrhythmus, können Sorgen auslösen und einen Arztbesuch nach sich ziehen. Manche Menschen schenken den Apps mehr Vertrauen als ihrem eigenen Körpergefühl.
«Viele gehen nicht zum Arzt, weil sie sich krank fühlen», sagt auch FMH-Vorstandsmitglied Urs Stoffel, «sondern um sich nachweisen zu lassen, dass sie wirklich gesund sind.» Früher hätten die jungen Gesunden einfach die Prämien bezahlt, heute wollten sie etwas dafür, so Stoffel. «Das macht uns Sorgen».