US-Zölle: Deshalb ergeben Schweizer Gegenzölle wenig Sinn
Nach den US-Zöllen von 39 Prozent stellt sich die Frage: Hätte die Schweiz die USA mit Gegenzöllen unter Druck setzen sollen?

Das Wichtigste in Kürze
- Politiker fordern nach den US-Zöllen von 39 Prozent Gegenmassnahmen.
- Das halten Ökonomen für wenig sinnvoll. Sie raten zu weiteren Verhandlungen.
- Von den Zöllen betroffen sind indes vor allem kleine Schweizer Exportunternehmen.
Im Zollstreit mit den USA und Donald Trump kommt die Schweiz gehörig unter die Räder.
Besonders eingeschossen hat sich der Präsident dabei auf Bundespräsidentin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter. «Die Frau war nett, wollte aber nicht zuhören», liess Trump nach einem Telefonat verlauten.
Dass man den USA zu lange zugehört habe, monieren derweil Politiker. Bereits im April dieses Jahres forderte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth eine harte Hand gegenüber den USA.

Sein Plan: Gegenzölle für Importe aus den USA, Tech-Konzerne stärker regulieren und besteuern sowie vom F-35-Kauf zurücktreten.
Und der neue Mitte-Präsident Philipp Mathias Bregy fordert am Donnerstagmorgen bei Nau.ch: «Die Schweiz muss klar über Gegenmassnahmen reden.» Wichtig sei ein ruhiges, mutiges Handeln und Selbstbewusstsein.

Doch würden solche Gegenmassnahmen der Schweiz überhaupt nützen?
«Die Schweiz ist ein viel zu kleiner Markt»
Ökonom Dominique Ursprung von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften meint dazu: «Die Schweiz bringt in einer Welt, in der nur das Recht des Stärkeren gilt, zu wenig Gewicht auf die Waage.»
Gegenmassnahmen brächten die Handelsnation Schweiz somit nicht weiter. «Wir sind auf Gedeih und Verderb auf eine regelbasierte Ordnung angewiesen.»
Und auch Ökonom Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz findet: «Die Schweiz ist ein viel zu kleiner Markt, um mit Gegenzöllen etwas bewirken zu können.»
Wichtig, dass man sich nicht «zu stark abhängig macht»
Aber man könne der USA etwas entgegensetzen, wenn sich diese weiter «unfreundlich» verhalte. Beispielsweise, indem man «verstärkt Tech-Dienstleistungen von anderen Ländern» beziehe.
Binswanger erklärt zudem: «Wichtig ist, dass man sich von keinem Land und keinem Anbieter zu stark abhängig macht.»
Es sei zudem wichtig, mit den USA weiterzuverhandeln. Denn, so Binswanger: «Schon morgen kann alles wieder anders sein.»
Und er fügt hinzu: «Im Moment wird der Export vor allem durch die enorme Unsicherheit belastet. Man weiss nicht, was längerfristig gilt.»
Unternehmen mit Produkten wie Uhren, Lebensmitteln und Elektronik leiden
Die US-Zölle würden vor allem kleinere Unternehmen treffen, die sich beim Export stark auf die USA fokussiert hätten.
«Das ist der Fall bei Produkten wie Maschinen, Elektronik, Präzisionsinstrumenten, Uhren und vereinzelt auch Lebensmittel», erklärt Binswanger.
Dominique Ursprung ergänzt: «Die meisten Unternehmen haben sich sicherlich auf dieses Worst-Case-Szenario vorbereitet.»
Aber mit jedem Tag, an dem die massiven Zölle bestehen bleiben, steige der Druck.