Ökonom über US-Zölle: «An uns wurde ein Exempel statuiert»

Sina Barnert
Sina Barnert

Zürich,

Um Mitternacht sauste der Zoll-Hammer auf die Schweiz herab. Der Bundesrat konnte die US-Zölle nicht mehr abwehren. Hat er in den Verhandlungen Fehler gemacht?

Donald Trump
Hatte kein offenes Ohr für die Bemühungen der Schweiz um tiefere Zölle: US-Präsident Donald Trump. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Um Mitternacht traten die 39-prozentigen Zölle für Schweizer Produkte in den USA in Kraft.
  • Die Verhandler aus Bundesbern hätten aber nichts falsch gemacht, erklärt ein Ökonom.
  • Stattdessen habe Trump an einigen Ländern ein Exempel statuiert.

Seit Monaten schweben sie wie ein Damoklesschwert über der Schweizer Wirtschaft: die von Donald Trump angedrohten Zölle auf Exporte in die USA.

Nachdem die Schweiz sich lange Zeit auf einem guten Verhandlungsweg gewähnt hatte, wurde am 1. August klar: Die USA erhebt 39 Prozent Zoll auf Produkte aus der Schweiz.

Ein echter Hammer, vergleicht man dies mit den zehn Prozent Zöllen auf britischen Waren. Oder den 15 Prozent Zöllen, die die EU ausgehandelt hat.

Bereiten dir die neuen US-Zölle Sorgen?

Auch eine Last-Minute-Reise der Bundesräte Keller-Sutter und Parmelin am Mittwoch nach Washington brachte keine Wende mehr. Seit Mitternacht gelten die Zölle – und könnten die Schweizer Exportwirtschaft hart treffen.

Es stellt sich angesichts der hohen 39 Prozent die Frage: Hat die Schweiz in ihren Verhandlungen mit Donald Trump und seinem Team etwas falsch gemacht?

An der Schweiz wurde «ein Exempel statuiert»

«Nein», meint Ökonom Dominique Ursprung von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften gegenüber Nau.ch.

Er erklärt: «Die Schweiz scheint mehr ein Zufallsopfer zu sein: Man ist auf dem Pausenplatz am falschen Ort gestanden und gehört nicht zu den Stärksten. Somit wurde an uns ein Exempel statuiert.»

Das sei eine «Mafia-Methode», wie sie für Trump typisch sei. Aber: «Dies ist allerdings nur eine Momentaufnahme.»

Es könne sich schnell wieder eine andere Konstellation ergeben und «andere geraten in die Schusslinie». Beispielsweise BRICS-Staaten wie Indien oder Brasilien.

«Schlussendlich hat auch dies dem obersten Chef nicht gepasst»

«Trumps Stimmung ändert sich von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Seine Präsidentschaft bedeutet in erster Linie Unsicherheit», führt Ursprung weiter aus.

Was hältst du von Donald Trumps Politik?

«Selbst diejenigen, die einen Bierdeckel-Deal mit ihm haben, können nicht sicher sein, ob und wie dieser tatsächlich umgesetzt wird.»

Die Schweiz habe in den Vorverhandlungen mit den zuständigen Ministern einiges erreicht. Aber: «Schlussendlich hat auch dies dem obersten Chef nicht gepasst.»

Gutes Golfspiel hätte nichts gebracht

Jeder, der in den USA tätig sei, müsse sich der harten Wirklichkeit stellen, so Ursprung. Und zwar so, wie sie vom Weissen Haus im Februar 2025 selbst verkündet worden sei. Die Realität laute: «Lang lebe der König.»

Donald Trump
«Lang lebe der König», proklamierte der X-Account des Weissen Hauses im Februar 2025. - X / @WhiteHouse

Ursprung erklärt weiter: «Selbst wenn die Bundespräsidentin eine hervorragende Golferin wäre, glaube ich nicht, dass dies etwas geändert hätte.»

Denn die Schweiz sei nun mal nur «eine wirtschaftliche Mittelmacht», etwa die Nummer 20 unter allen Volkswirtschaften. Sie halte gemeinsam mit den drei anderen EFTA-Staaten nur 1,3 Prozent des Welt-BIP.

«Die EU mit 17,4 Prozent und China mit 16,8 Prozent des Welt BIP spielen hier in einer anderen Liga.» Und Trump nutze die Marktmacht der USA und die 26,2 Prozent des Welt-BIP in den Verhandlungen schamlos aus.

Kommentare

User #5064 (nicht angemeldet)

BB Medi schläft im Ziegenstall. An den strengen Geruch musste sich die Ziege erst noch gewöhnen, aber jetzt geht es.

User #2458 (nicht angemeldet)

und jetzt, wenn diese unsere Regierung nur 10% von Trump hat und auch so reagiert, hätte ich wieder Achtung von den unseren Angestellt Politiker in Bern. Aber wir haben nur Memmen als Politiker.

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