«Unsinn»: Digitec verschickt 50-Franken-Bestellung in drei Päckli
Digitec erlässt erst bei Bestellungen ab 50 Franken das Porto. Trotzdem kommen die Bestellungen zum Teil gestaffelt an. Das sorgt für Ärger.

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Online-Shop Digitec gibt es einen Mindestbestellwert von 50 Franken.
- Trotzdem verschickt Digitec seine Bestellungen zum Teil in mehreren Päckli.
- Ein Experte kritisiert die ineffiziente Praxis von Digitec Galaxus.
Wer bei Digitec bestellt, muss mindestens Produkte im Wert von 50 Franken ins Körbli legen. Sonst fällt Porto an.
Das sorgt für Frust bei vielen Shoppern: Statt nur das zu kaufen, was sie wirklich brauchen, stellen sich viele dann auch noch Zahnpasta, Shampoo oder Nasenpflaster in den Warenkorb. Damit sie die 50 Franken erreichen.
Sogar ein Mitarbeiter des Online-Shops kennt das Problem nur zu gut.

Digitec-Autor David Lee schreibt im hauseigenen Blog schonungslos: «Wie mich der Mindestbestellwert zum Idioten macht».
Seine Strategie: Billige Alltagsartikel dazukaufen, um die Kleinmengen-Gebühr zu umgehen.
Mindestbestellwert von Digitec animiert zu unnötigen Käufen
Doch schnell merkt er, dass er damit gar nichts spart. «Ich spare kein Geld, indem ich etwas kaufe, was ich sonst nicht gekauft hätte. Ich spare kein Geld, indem ich mehr Geld ausgebe», notiert er trocken.
Seine Lösung: die 50-Franken-Hürde einfach ignorieren.
Die Community sieht das anders. Unter seinem Beitrag hagelt es in wenigen Tagen über 300 Kommentare. Manche basteln sich weiter Notlösungen und legen «unnötige» Produkte ins Körbli.
Andere greifen cleverer zu: Sie kaufen kurzerhand Gutscheine dazu, die sie beim nächsten Einkauf einlösen können.
Doch es gibt auch eine Vielzahl kritischer Stimmen. So fragen sich einige Verärgerte, warum der Mindestbestellwert bei Digitec Deutschland mit 30 Euro (rund 28 Franken) tiefer liegt.
Für Aufsehen sorgt dies: Einige berichten, dass sie ihre 50-Franken-Bestellung nicht in einem Päckli, sondern in drei verschiedenen Paketen erhalten. Damit würde die Begründung für den Mindestbestellwert «ad absurdum» geführt.
Experte: «Aus Rentabilitätssicht ein Unsinn»
E-Commerce-Experte David Morant von der Beratungsfirma Carpathia zeigt dafür Verständnis: «Dies macht die Argumentation der Händler weniger glaubwürdig, dass ein Mindestmengenzuschlag für den Versand eines Pakets für unter 50 Franken nötig sei.»
Genau hier liegt das eigentliche Problem. «Effektiv ist die Lieferung von drei Paketen für einen Gesamtbestellwert von 50 Franken aus Rentabilitätssicht ein Unsinn.»
Denn nicht nur das Porto, auch das Packen jedes Päcklis verursacht Kosten. Heisst konkret: Mehrere Sendungen bei einer einzigen Bestellung fressen die Marge auf.
Rein rechnerisch müsste ein Händler den Zuschlag sogar mehrfach verrechnen. Er verzichtet aber bewusst darauf, um das Kundenerlebnis nicht völlig zu zerstören.
Digitec Galaxus verteidigt die Praxis mit mehreren Päckli. Sprecher Tobias Heller sagt zu Nau.ch: «Das kommt hauptsächlich vor, wenn wir die Produkte nicht am selben Lagerstandort vorrätig haben.»
Auch längere Lieferfristen einzelner Artikel könnten zusätzliche Pakete nötig machen.
Bei mehreren Päckli zahlt Digitec Galaxus drauf
«Wie David Morant richtig sagt, würde es betriebswirtschaftlich Sinn machen, auch in solchen Fällen den Kundinnen und Kunden pro Paket unter 50 Franken Versandkosten zu verrechnen», sagt er.
Doch: «Das wäre allerdings nicht kundenfreundlich. Da unsere Kundinnen und Kunden nicht direkt entscheiden können, aus welchem Lager ihre Artikel kommen», so Heller.
Er bestätigt daher: «Deshalb kann es vorkommen, dass wir als Digitec Galaxus in solchen Fällen draufzahlen.»

Und er betont: «Der logistische Aufwand bei Kleinbestellungen ist vergleichsweise hoch.» Genau deshalb sei der Mindestbestellwert sinnvoll: Die Preise sind so kalkuliert, dass Lagerung, Verpackung und Versand bereits enthalten sind.
Bei sehr günstigen Artikeln – etwa einem einzelnen Bleistift – liesse sich das nicht abbilden. Ohne dass der Preis unverhältnismässig steigen würde. Darum sorge die 50-Franken-Grenze dafür, dass Bestellungen gebündelt und die Kosten auf mehrere Produkte verteilt werden können.
Jeder Fünfte ignoriert Mindestbestellwert
Und warum der tiefere Mindestbestellwert bei Digitec Deutschland? «Die Preisstruktur und Marktbedingungen sind in Deutschland anders als in der Schweiz», erklärt Heller.
Zudem verrät er: «Bei rund jeder fünften Bestellung» werde die Mindestgrenze gar nicht erreicht.
Fakt ist: Der Mindestbestellwert zeigt Wirkung. «Viele Kundinnen und Kunden überschreiten ihn bewusst, um die Zuschläge zu verhindern», erklärt E-Commerce-Profi Morant.
Und so steigt am Ende der durchschnittliche Warenkorbwert. Zur Freude des Händlers ...