Seit dem Ukraine-Krieg steigen die Anträge für Waffenscheine schweizweit. Waffen gibt es offenbar zur Genüge – aber die Nachfrage nach Munition explodiert.
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In der Schweiz werden trotz mehr lizenzierten Personen nicht mehr Waffen verkauft. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dem Ukraine-Krieg beantragen viel mehr Schweizer einen Waffenschein.
  • Mit diesem scheint sich aber kaum einer dann auch eine neue Waffe zu kaufen.
  • Dafür decken sich die Menschen in der Schweiz mit Munition ein.

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs verzeichnen die Behörden in der Schweiz einen Run auf Waffenscheine. Praktisch alle Kantone bestätigen auf Anfrage, dass die Nachfrage deutlich gestiegen ist seit März. Die Gesuche nehmen zwischen 20 Prozent (im Aargau) und über 50 Prozent (in St. Gallen) zu.

Bewaffnet sich die Schweiz also als Reaktion auf den Ukraine-Krieg? Nein, sagen die Waffenhändler. Waffen gibt es offenbar bereits zur Genüge: Bei fünf von sechs angefragten lizenzierten Geschäften aus der ganzen Schweiz werden trotz mehr ausgestellten Scheinen nicht mehr Verkäufe registriert.

Waffenläden verzeichnen trotz Ukraine-Krieg keine erhöhte Nachfrage

Ein Waffenschein berechtigt zum Bezug von bis zu drei Waffen. In der Praxis würde das aber bei weitem nicht ausgereizt, sagt Hanspeter Beierer, der am Basler Spalenberg sein Waffengeschäft betreibt. «Mit viel gutem Willen würde ich sagen der Durchschnitt liegt bei zwei Waffen pro Schein.»

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In vielen Kantonen wurden seit dem Ukraine-Krieg sehr viele Waffenscheine erworben (Symbolbild).
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Tatsächlich gekauft werden allerdings nicht mehr Waffen.
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Dafür decken sich die Menschen trotz gesteigerten Preisen mit Munition ein.

Weder er noch seine Kollegen haben von den gestiegenen Waffenschein-Ausstellungen bislang etwas bemerkt. «Eigentlich habe ich sogar das Gefühl, dass bei grösseren Konflikten immer eher ein leichter Rückgang stattfindet», sagt Beierer. Weil ein Waffenschein aber sechs Monate gültig ist lässt sich das beim Ukraine-Krieg noch nicht statistisch beweisen.

Schweizer decken sich mit Munition ein

Was passiert also mit all den ausgestellten Waffenscheinen? Eine mögliche Erklärung liefert eine Änderung im Waffengesetz von 2008: Seit dann brauchen auch Armeewaffen, Erbstücke oder Leihwaffen, die in Privatbesitz übergehen, einen Schein. Möglich also, dass Leute, denen eine Waffe durch Erbschaft oder Militärdienst zufällt, diese in Krisen-Zeiten eher behalten.

Besitzen Sie eine Waffe?

Wo hingegen ein «extrem auffälliger» Nachfrage-Schub verzeichnet werden könne, sei bei der Munition, so die Läden. Der Ukraine-Krieg habe den Preis um bis zu 40 Prozent in die Höhe getrieben. «Auch diese enorme Preiserhöhung schreckt niemanden davon ab, Munition zu kaufen», sagt Laurent Kälin von der Kurt Zimmermann Waffen AG. «Wenn Sie könnten, würden Sie die selbe Menge wie zuvor, zum fast doppelten Preis bezahlen.»

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