Zwei Schweizer Unternehmen beliefern Russland trotz Ukraine Kriegs weiter mit Käse. Für das angebliche «Grundnahrungsmittel» wird dort viel Geld verlangt.
Käse ukraine krieg
Gelagerter Käse. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Schweizer Unternehmen liefern trotz des Kriegs in der Ukraine Käse nach Russland.
  • Beide begründen dies mit Beziehungen zu den Geschäftspartnern.
  • Andere Produzenten wie Emmi haben den Export längst eingestellt.
Ad

Die Käseveredler von Lustenberger und Dürst verkaufen ihre Produkte vornehmlich im Ausland – und das auch in derzeit heikle Länder. Das Zuger KMU versorgt Russland trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter fleissig mit Käse.

Auf Anfrage der «Berner Zeitung» teilt das Unternehmen mit, man verurteile den Krieg «aufs Schärfste». Da man international tätig sei, sei die Käserei aber auf Partner in der ganzen Welt angewiesen. Die gleiche Begründung führt auch der Produzent Margot ins Feld. Man will die Beziehungen nicht verlieren, obwohl die Situation «sehr kompliziert» sei.

Lustenberger: Schweizer Käse ist russisches «Grundnahrungsmittel»

«Lieferungen von Grundnahrungsmitteln führen wir dort durch, wo langjährige Beziehungen zu Handelspartnern bestehen», so Lustenberger weiter. Dass Schweizer Käse neuerdings zu den russischen Grundnahrungsmitteln zählen soll, dürfte wohl auch Russinnen und Russen verwundern.

lustenberger
240 Gramm Käse von Lustenberger sind in der Schweiz bei Aldi für 4 Franken zu haben.
lustenberger
In Russland kostet der gleiche Käse einiges mehr. Im Onlineshop des russischen Detailhändlers Perekrjostok kriegt man für umgerechnet rund 8,60 Franken 200 Gramm Käse.

Der Käse, den man im Onlineshop von Aldi Schweiz kaufen kann, kostet hierzulande 1,66 Franken pro 100 Gramm.

Im Shop des russischen Detailhändlers Perekrjostok müssen Kunden für die gleiche Menge umgerechnet satte 4,31 Franken hinblättern. Das ist das Zehnfache von russischem Käse.

Entsprechend staunt die Elite. Im Onlineshop jammert einer: «Der Preis hat sich fast verdoppelt. Unglaublich teuer, aber das ist jetzt halt unser Leben.»

Schweizer Käse wegen Krim-Sanktionen beliebt

Russland ist kein grosser Abnehmer für die Exporteure aus der Schweiz. Der Markt machte 2022 gerade einmal zwei Prozent aller Ausfuhren aus. Dass Schweizer Käse dort überhaupt beliebt wurde, hängt laut der Zeitung ebenfalls mit der Ukraine zusammen. Moskau verhängte 2014 ein Verbot von Käse aus der EU – eine Reaktion auf EU-Sanktionen nach der Krim-Annexion.

Ist es nachvollziehbar, dass Schweizer Unternehmen trotz des Ukraine-Kriegs weiter Produkte nach Russland exportieren?

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs läuft das Geschäft aber nicht mehr rund. Der Absatz sei seither eingebrochen, melden sowohl Lustenberger als auch Margot. Zudem haben sich andere Schweizer Käsefirmen wie Emmi oder Züger längst aus dem Markt zurückgezogen.

Wie viele andere Firmen die russischen Mägen mit Käse versorgen, bleibt derweil ungewiss. Zwischen Januar und November wurden 1430 Tonnen in Richtung Russland exportiert – 40 Prozent weniger als im Vorjahr.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Krim-AnnexionFrankenAldiEmmiEUUkraine KriegKrieg