Seit dem Ukraine-Krieg wird Russisch mit Aggressor Wladimir Putin assoziiert. Auch in Schweizer Asylzentren sorgt die russische Sprache für Unbehagen.
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Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg stehen in der Warteschlange und warten auf die Registrierung vor dem Bundesasylzentrum Zürich, am Sonntag, 13. März 2022, in Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ukrainer sprechen seit Kriegsbeginn lieber Ukrainisch statt Russisch.
  • Bei Flüchtlingen in der Schweiz gibt es deshalb ein Konfliktpotenzial.
  • Geflüchtete begegnen Betreuern, die Russisch sprechen, mit Vorbehalten.
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Ukrainisch ist die Amtssprache der Ukraine. Zwischen 30 bis 50 Prozent der Ukrainer haben aber Russisch als Muttersprache oder bevorzugten diese vor dem Ukraine-Krieg. Anfang Jahr trat in der Ukraine ein neues Sprachgesetz in Kraft, das die russische Sprache zurückdrängen soll.

Mit dem durch Russland angetriebenen Ukraine-Krieg geriet das Russische weiter in Verruf. Jetzt sorgt die Sprache auch in der Schweiz für Wirbel. Denn Flüchtlinge, die ihren Weg in die Schweiz finden, werden zunächst auf Ukrainisch begrüsst. Manche flüchteten aber auch aus dem Osten der Ukraine, wo Russisch dominant ist.

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Seit dem Ukraine-Krieg ist die ukrainische Flagge auch in der Schweiz überall anzutreffen. - Keystone

«Manche Flüchtlinge haben Mühe, auf Russisch angesprochen zu werden, weil sie Russisch mit dem Aggressor verbinden.» Das sagt Lutz Hahn, Kommunikationsleiter der ORS-Gruppe. Diese ist in mehreren Bundesasylzentren sowie kantonalen Zentren und Gemeindemandaten für die Unterbringung und Betreuung tätig.

Dabei gelte es, Aufklärungsarbeit zu leisten, um allfällige Vorurteile abzubauen. «Nicht jeder, der Russisch spricht, ist ein Feind», stellt Hahn klar.

Ukraine Krieg: Russisch wird mit Aggressor assoziieret

Auch Christophe von Werdt vom Verein «Ukraine-Hilfe Bern» sagt: «Ein gewisses Konfliktpotenzial ist bei Geflüchteten sicherlich vorhanden.» Er weist darauf hin, dass mit dem Ukraine-Krieg die Identifikation mit dem Ukrainischen stark zugenommen hat.

«In einschlägigen Telegram-Chats, in denen sich Geflüchtete aus der Ukraine austauschen, sorgt die Sprache teils für angeheizte Diskussionen. Die Mehrzahl der Beiträge ist Russisch. Manche fordern aber, ausschliesslich auf Ukrainisch zu kommunizieren», sagt von Werdt.

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So sah die Situation im April aus: Die Empfangstafel am Treffpunkt im Bahnhof Bern. Ist hier niemand, dann helfen die Bodenmarkierungen weiter.
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Die Markierungen führen die Geflüchteten hoch.
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Die Markierungen führen die Ukrainer zur Bushaltestelle und dann weiter zum Bundesasylzentrum.

Im Alltag sei davon aber nichts zu spüren. Von Werdt hat bislang keine Konfliktsituation miterlebt. Er stellt jedoch fest: «Gerade bei Übersetzungen ist zu beobachten, dass Vorbehalte gegenüber ethnischen Russinnen und Russen grösser sind.» Bei Schweizerinnen und Schweizern, die wie von Werdt Russisch sprechen, sei die Toleranz grösser.

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