Turn-Trainer spricht vor Winterthurer Gericht von «Liebesbeziehung»
Der 53-jährige Geräteturn-Trainer, der sich am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Winterthur verantworten muss, hat die Vorwürfe gestanden.

Der 53-jährige Geräteturn-Trainer, der sich am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Winterthur verantworten muss, hat in der Befragung alles zugegeben. Er habe eine sexuelle Beziehung zu einer Turnerin geführt, aber das sei «eine Liebesbeziehung» gewesen.
«Wir haben uns verliebt und hatten es wunderschön zusammen», sagte der Geräteturn-Trainer. Er habe eine Beziehung mit ihr führen wollen und das sei auch sechs Jahre lang gelungen. Dass sie heute darunter leide, tue ihm sehr leid. «Es war falsch, es war zu früh.»
Als er die Turnerin in einem Trainingslager in Tenero kennenlernte, war er 40 – sie war 14. Anfangs hätten sie sich übers Turnen ausgetauscht, dann auch über Privates.
Anwältin sieht egoistische Ausnutzung des Machtgefälles
Er sei sicher nicht der einzige Trainer, der sich mit Turnerinnen intensiv austausche. «Das gibt es bei anderen in der Turnszene auch». Irgendwann etwa nach einem Jahr sei dann eine Liebe daraus entstanden.
Die Anwältin der heute 28-jährigen Frau sieht die Sache anders. «Er sieht das Problem bis heute nicht ein», sagte sie.
«Er hat eine Vorliebe für junge minderjährige Mädchen und nutzte das Machtgefälle für seine egoistischen Zwecke aus.» Er sehe auch nicht ein, weshalb Sex mit Mädchen im Schutzalter illegal sei.
Staatsanwaltschaft fordert Verurteilung
«Er hat sich zwar entschuldigt, aber er versteht nicht, dass es schädlich ist». Der Mann sei eine Gefahr für Minderjährige.
Die Staatsanwaltschaft, die zum Prozess nicht erschien, fordert eine Verurteilung wegen mehrfacher sexueller Handlungen mit einem Kind. Dafür solle er zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 12 Monaten und einer Busse von 2100 Franken verurteilt werden.
Zudem soll dem Trainer ein Tätigkeitsverbot mit Minderjährigen auferlegt werden. Dies findet der Beschuldigte übertrieben. «Ich habe daraus gelernt und stelle keine Gefahr dar». Er wolle sich auch in Zukunft für die Gemeinschaft engagieren.
Bekannter Funktionär trotz Vorwürfen weiterhin aktiv
Der Beschuldigte ist seit etwa 15 Jahren ein bekannter Funktionär im Geräteturnen. Er war Wettkampfleiter und Wertungsrichter für den Schweizerischen Turnverband STV. Daneben leitete er Turn-Lager.
Seine J+S (Jugend und Sport) Zulassung ist wegen des Strafverfahrens jedoch sistiert. Swiss Sport Integrity untersagte ihm zudem jegliche Tätigkeiten im Turnsport.
Davon lässt er sich aber nicht abhalten: Nach wie vor gibt er einmal pro Woche ein Geräteturn-Training. Alle dort seien über das Verfahren gegen ihn informiert, sagte er dazu. Die Eltern seien einverstanden, dass er ihre Kinder trainiere. Wann das Urteil eröffnet wird, ist noch unklar.