Tod: Bern hat neu ein Bestattervelo

3,53 Meter lang und 95 Zentimeter breit. Hinten wie ein normales E-Bike, vorne ein eigens konzipierter Aufbau mit Plachen und Kerzchen auf zwei stabilen Autorädern.

Das ist das neue Berner Bestattervelo. Gewachsen ist es auf dem Mist von Gyan Härri. Er ist Geschäftsführer von Aurora Bestattungen. Das Unternehmen hat sich auf die Fahne geschrieben «anders» zu sein.

Dementsprechend passt die neue Variante der «letzten Fahrt», die ab sofort rund um Bern angeboten wird. «Das Bestattervelo soll zu einer Enttabuisierung des Tods führen», sagt Härri anlässlich der Präsentation am Dienstag in Bern.

Genau dieses Ziel verfolgt auch das Stadtberner Netzwerk «Bärn treit – gemeinsam bis zuletzt». Darin entstand eine «Berner Charta» mit Schirmherr Alec von Graffenried. «Wir möchten einen unverkrampfteren und offeneren Umgang mit dem Sterben und dem Tod», sagt der Berner Stadtpräsident.

Das Bestattervelo ist «Swiss Made» und entstand auf dem Sulzer-Areal in Winterthur. Der gebürtige Holländer Sjoerd van Rooijen fertigt dort mit seiner Firma «Double Dutch» individuell ausgestaltete Cargo-Bikes.

In Zusammenarbeit mit Aurora Bestattungen entstand im Frühjahr 2021 das erste Bestattervelo. Kostenpunkt mit allem Schnickschnack: «Vergleichbar mit einem Kleinwagen», sagt Härri.

Nach Angaben der Initianten ist die Berner Ausgabe eine Rarität. In Europa sind ihnen erst zwei Bestattervelos bekannt. Eines in Dänemark, eines in Deutschland. Beide ohne Elektroantrieb.

Spezialbewilligung braucht das Berner Bestattungsvelo keine. Es fungiert als gewöhnliches E-Bike, nicht einmal ein Helm ist Pflicht.

Stapi von Graffenried findet das Fahrrad nicht nur aufgrund des gesellschaftspolitischen Netzwerks in Bern gut. «Ich bin viel mit dem Velo unterwegs. Die letzte Fahrt darauf würde sicher gut zu mir passen.»