Die langjährige Tendenz bei Suiziden zeigt in der Schweiz nach unten. Einzig bei Frauen unter 25 Jahren gab es einen leichten Anstieg.
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Plakat der Suizidprävention «Takecare Me». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die psychischen Belastungen nahmen bei jungen Menschen zu.
  • Die Suizid-Raten nahmen gegenüber 2015 bis 2019 in allen Regionen ab.
  • Insgesamt zählte das BFS im Jahr 2020 972 Suizide.
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Zum ersten Mal seit 1964 haben sich in der Schweiz 2020 weniger als 1000 Menschen das Leben genommen. Dies trotz der Belastungen durch die Covid-19-Pandemie. Insgesamt zählte das BFS 972 Suizide, wobei es bei Frauen unter 25 Jahren einen kleinen Anstieg gab. Das teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag in einer Detailauswertung der Todesursachen 2020 mit.

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Plakate der Suizidprävention «Takecare Me». - Keystone

In den Medien waren die psychischen Belastungen stark präsent. Die psychische Gesundheit der Mehrheit der Bevölkerung im ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie 2020 war nicht beeinträchtigt. Dies ergaben Studien des Bundesamts für Gesundheit.

Bei jungen Menschen hingegen nahmen die Belastungen zu, was sich zum Beispiel an Hospitalisierungen junger Frauen wegen vermuteter Suizidversuche niederschlug. Bei den unter 25-jährigen Frauen stieg die Zahl der vollendeten Suizide von 25 im Vorjahr auf 33 Fälle 2020.

Beträchtlicher Anstieg bei unter 20-jährigen Frauen

Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren begingen in 16 Fällen Suizid. Das sind drei weniger als 2019 und fünf mehr als im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019. Beträchtlich war der Anstieg der Suizide von unter 20-jährige Frauen auf 17. Im Vorjahr hatte das BFS sechs Fälle registriert und im Zehnjahresschnitt waren es sieben.

Solche Schwankungen sind gemäss dem Bundesamt aufgrund der kleinen Fallzahlen zu beurteilen und für sich genommen nicht eindeutig zu interpretieren. Bei den unter 25-jährigen Männern blieb die Zahl der Suizide mit 58 gegenüber dem Vorjahr (56) praktisch stabil.

2020 begingen über alle Alterskategorien gesehen 696 Männer und 276 Frauen Suizid. Im Vergleich zu 2019 sind das gleich viele Frauen und 46 Männer weniger. Das Geschlechterverhältnis blieb wie in der Vergangenheit bei zwei zu eins. 70 Prozent der Suizide verübten Menschen über 45 Jahren, 7 bis 8 Prozent betrafen Personen unter 25 Jahren.

Bundesamt für Statistik
Das Bundesamt für Statistik gibt noch immer keine Angaben zu den tatsächlichen Ausschaffungen krimineller Ausländer bekannt. - Keystone

Die Suizidzahl bei Männern unter 25 Jahren blieb stabil. Gleichzeitig sank sie bei den älteren um 48 im Vergleich zu 2019. Bei den Frauen stand dem Anstieg der Suizide jüngerer eine Abnahme bei den älteren um 8 Fälle im Vorjahresvergleich gegenüber.

Gegenüber 2015 bis 2019 nahmen die Raten in allen Regionen ab

Für die regionale Entwicklung stützte sich das BFS auf die Fünf-Jahres-Durchschnitte 2010 bis 2014 sowie 2015 und 2019. Zusätzlich wurden die Raten pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner in Betracht gezogen. Gegenüber 2015 bis 2019 nahmen die Raten in allen Regionen ab. Verglichen mit 2010 bis 2014 sanken sie mit der Ausnahme von Zürich ebenfalls.

In der Periode 2010 bis 2014 waren die Raten in der Genferseeregion am höchsten. Zwischen 2015 und 2019 sowie im Jahr 2020 nahm Zürich den Spitzenplatz ein. Das Tessin weist über die Jahrzehnte die geringsten Suizidraten auf.

Mann alleine in Natur
Auch mit einer mentalen Krankheit kann man lernen zu leben. - Unsplash

Im Langzeitvergleich sinken die Suizidzahlen in der Schweiz. In der ersten Hälfte der 1980-er Jahre wiesen sie einen Höchststand von etwa 1600 Fällen jährlich auf. Diese Zahl sank unterdessen um 40 Prozent auf unter 1000 im Jahr 2020.

Anzahl assistierter Suizide stieg leicht an

Die Suizidrate pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner ging um 60 Prozent von 24,9 auf 9,5 zurück. Die Rate berücksichtigt dem BSF zufolge das starke Wachstum der älteren Bevölkerungsgruppe mit höherem Suizidrisiko.

Die Zahl der assistierten Suizide stieg von 1196 im Jahr 2019 auf 1251 im Jahr 2020. 88 Prozent der Sterbehilfefälle betrafen Menschen über 66 Jahren oder mit unheilbarer Krankheit.

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Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

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