Der Konsum von E-Zigaretten, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, steigt kontinuierlich. Sucht Schweiz fordert die Politik zum Handeln auf.
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Australien geht vehement gegen E-Zigaretten vor. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zigarettenverkäufe in der Schweiz sinken, der Konsum anderer Nikotinprodukte steigt.
  • Einweg-E-Zigaretten zeichnen sich derzeit als Trend ab, auch bei Jugendlichen.
  • Die Stiftung Sucht Schweiz fordert die Politik zu härteren Massnahmen auf.
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Die Schweizer Stimmbevölkerung nahm die Initiative «Kinder ohne Tabak» im Jahr 2022 deutlich an. Somit hat sich die Bevölkerung klar für umfänglichere Suchtprävention ausgesprochen. Unterstrichen wurde dies durch ein klares Nein der Genossenschafter zum Alkoholverkauf in der Migros. Laut der Stiftung Sucht Schweiz verhindert das Parlament aber den Volkswillen.

Eine grosse Befragung der Aargauer Berufs- und Kantonsschülerinnen aus dem Jahr 2022 zeigte aber: Ein Drittel der Befragten konsumierten mindestens ein Mal pro Woche ein Nikotinprodukt.

Derzeit macht sich vor allem ein Trend von Einweg-E-Zigaretten des Typs «Puff Bar» bemerkbar, so beschrieben im Suchtpanorama. Möglicherweise sei dieser Trend vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen bemerkbar – für die Puff Bars offenbar konzipiert seien.

E-Zigarette
E-Zigaretten in einem Laden in Winterthur. (Symbolbild) - Keystone

Eine Befragung zeigte auch: Im Monat zuvor konsumierten 30 Prozent der 14- bis 25-Jährigen Puff Bars, zwölf Prozent davon regelmässig. Die diversen Geschmacksrichtungen und der nicht vorhandene Tabakgeruch scheinen der Grund für die verbreitete Konsumation zu sein.

Neue Studien zeigen zudem, dass ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von E-Zigaretten und klassischen Zigaretten besteht. Somit könne mit einem Anstieg des Nikotingesamtkonsums gerechnet werden.

Sucht Schweiz fordert Umsetzung der Initiative

Konkret fordert Sucht Schweiz eine vollständige Umsetzung der «Kinder ohne Tabak»-Initiative. Jegliche Nikotinwerbung, die Jugendliche erreicht, soll verboten werden. Insbesondere im Internet, wo gerade die Puff-Bar-Werbung derzeit boomt. Im nationalen Parlament seien die Lobbys der Industrien jedoch dominant und verhindern den Volkswillen.

Im Handeln gegen den E-Zigaretten-Trend fordert die Organisation ebenso die Umsetzung der Ratschläge der WHO. Dazu gehören Verteuerung und die Reduktion der Attraktivität.

Rauchen Sie E-Zigaretten?

Grundsätzlich soll aber auch die Tabak- und Nikotinsteuer umgesetzt und der Rauchausstieg gefördert werden. Erwiesen hilfreiche Nikotinersatzprodukte sollen zum Beispiel von der Krankenkasse bezahlt werden.

Allumfassend kritisiert die Stiftung die Passivität der Politik. Im Parlament habe ein «Stillstand» in Bezug auf die Prävention aller Süchte stattgefunden.

94 Prozent der Jugendlichen können im Internet illegal Alkohol kaufen

Auch in Bezug auf den Alkoholkonsum Minderjähriger fordert Sucht Schweiz politische Massnahmen. Jugendliche können sich vor allem durch Online-Käufe leicht Alkohol beschaffen. Das zeigen Testkäufe: Im Detailhandel konnten in 33,5 Prozent, im Online-Handel gar 93,8 Prozent der Fälle illegal Alkohol beschafft werden. Für Jugendliche müsse die leichte Erhältlichkeit sowie die allgegenwärtige Werbung gestoppt werden.

pub schottland
Alkohol-Flaschen in einem Pub. (Symbolbild) - pexels

Zum Konsum anderer illegaler Drogen der Schweizer Bevölkerung fehlen aktuelle Daten, hält Sucht Schweiz fest. In den letzten Jahren sei die Behandlungsnachfrage bei Kokainproblemen jedoch gestiegen, die für Heroin hingegen habe abgenommen.

In Bezug auf Cannabis ist die Entwicklung des Konsums unklar, obwohl es die Droge ist, die momentan politisch im In- und Ausland am meisten diskutiert wird. So kommt es immer wieder zu Regulierungsvorschlägen.

Grundsätzlich wird im Bericht die mangelnde Datenlage kritisiert. Nur alle fünf Jahre liefert die Schweizerische Gesundheitsbefragung aktuelle Zahlen zum Konsumverhalten der Bevölkerung. Zu Alkohol wurde die Letzte im Jahr 2018, zu Tabakkonsum im Jahr 2017 durchgeführt. Ebenso zu illegalen Drogen würden aktuelle Daten komplett fehlen, die letzte Erhebung wurde vor fünf Jahren durchgeführt.

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