Stadt Luzern soll nicht mehr zur «Grand Tour» gehören
Linke Politiker fordern, dass Luzern aus der «Grand Tour of Switzerland» gestrichen wird. Die Route durch die Innenstadt führe zu einer Verkehrsüberlastung.

Das Wichtigste in Kürze
- Luzern soll als Destination bei der «Grand Tour of Switzerland» gestrichen werden.
- Das fordert ein Postulat der SP/Juso-Fraktion im Luzerner Stadtparlament.
- Es sei «fahrlässig», zusätzlichen Durchgangsverkehr zu generieren.
- Schweiz Tourismus sagt hingegen, das Angebot würde längere Aufenthalte fördern.
- Andere Städte merken nichts von einem grösseren Verkehrsaufkommen wegen der Tour.
Die SP/Juso-Fraktion hat ein Postulat im Luzerner Stadtparlament eingereicht: Die Stadt soll nicht mehr Teil der berühmten «Grand Tour of Switzerland» sein.
Die «Grand Tour of Switzerland», eine Autotour, die von Schweiz Tourismus beworben wird, führt auch über den Luzerner Bahnhofplatz.

Doch genau hier liegt gemäss den linken Politikern das Problem: Das Stadtzentrum sei bereits jetzt stark verkehrsbelastet.
«Hier kommt es aufgrund der hohen Frequenz regelmässig zu einem Verkehrskollaps», ist im Postulat zu lesen.
Zusätzlichen Durchgangsverkehr zu generieren ist «fahrlässig»
Weiter widerspreche das Modell von «Grand Tour of Switzerland» den Zielsetzungen des städtischen Tourismusleitbildes eines nachhaltigen Tourismus.
Zudem sollen sämtliche Schilder, die auf die Grand Tour hinweisen, im öffentlichen Raum entfernt werden.
Der Stadtrat soll von Schweiz Tourismus verlangen, dass Luzern nicht länger Teil der «Grand Tour of Switzerland» ist.
Schweiz Tourismus: «Wir sehen darin keinen Widerspruch»
Was sagt Schweiz Tourismus zum Vorwurf, die Grand Tour sei nicht mit nachhaltigem Tourismus zu vereinbaren?
André Aschwanden, Mediensprecher von Schweiz Tourismus, sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Wir sehen darin keinen Widerspruch. Die Grand Tour dient zur Vermarktung von längeren Aufenthalten und weniger bekannten Destinationen.»

Zudem stehe bei der Grand Tour auch die Elektromobilität im Zentrum. «Eine Tour führt als ‹E-Grand Tour of Switzerland› entlang von Ladestationen für E-Fahrzeuge.»
Die Schweizer Tourismusbranche verstehe Nachhaltigkeit in ihrer ganzen Bandbreite: Das heisst also entlang der Dimensionen Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft.
Schweiz Tourismus: Viele Reisen noch mit Auto
Es sei ein Auftrag von Schweiz Tourismus, das landesweite Tourismusangebot zu promoten. Nach wie vor würden sich viele Reisende per Auto oder E-Auto in der Schweiz bewegen.

Dieses Gästesegment sei mit der Grand Tour optimal bedient und werde auch weiterhin bearbeitet.
Schweiz Tourismus erhebt keine Zahlen zur Grand Tour
Konkrete Zahlen, wie viele Personen die Grand Tour befahren, hat Schweiz Tourismus nicht: «Die Anzahl der Reisenden, die sich auf der Grand Tour befinden, werden nicht erhoben», so Aschwanden.
Das «Touring», also das Bereisen von mehreren Destinationen auf einer Reise, sei seit Jahren ein weltweiter Trend.

Der touristische Mehrwert des «Touring» bestehe im längeren Aufenthalt der Gäste, betont Aschwanden.
Gemäss Erhebungen von Schweiz Tourismus dauere dieser im Schnitt bis zu zehn Tage. Zum Vergleich: Die übliche Aufenthaltsdauer nach Hotellogiernächten beträgt zwei Nächte.
Das sagen die Städte zur Grand Tour
Lässt sich das von der SP erwähnte höhere Verkehrsaufkommen durch die Grand Tour mit Zahlen belegen?
Ramona Geiger von der Stadt Luzern sagt, wegen des hängigen Vorstosses könne die Frage zurzeit nicht beantwortet werden.
Und wie sieht es in anderen Destinationen der Grand Tour aus? Der Informationsdienst der Stadt Bern lässt verlauten: Es gebe keinen Hinweis, «dass die Streckenführung der Grand Tour of Switzerland das städtische Strassennetz übermässig belastet».

Im Gegenteil: Auf den städtischen Hauptstrassen in Bern sei in den letzten 20 Jahren generell eine Abnahme des motorisierten Verkehrs zu verzeichnen.
Aus Zürich tönt es ähnlich: Nadja Häberli, Kommunikationsbeauftragte der Stadt Zürich, sagt: Es sei kein Mehrverkehr aufgrund von Autofahrenden festzustellen, welche die Grand Tour of Switzerland abfahren.











