Bei einem Interview auf Walliserdeutsch sind in der «Tagesschau» von SRF hochdeutsche Untertitel zu sehen. Der Sender erklärt, wieso das nötig war.
Der Walliser Dialekt wird bei SRF untertitelt. Jedoch nicht immer. - SRF News / Tagesschau

Das Wichtigste in Kürze

  • SRF übersetzt ein ausgestrahltes Walliser Gespräch mit Untertiteln auf Hochdeutsch.
  • Man habe sich «wegen der schweren Verständlichkeit» für Untertitel entschieden, heisst es.
  • Ein Experte hält das Vorgehen für sinnvoll – denn eine «Tagesschau» sollen alle verstehen.
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Der Schock sitzt nach der Tragödie um die im Wallis verunfallten Skitourengänger immer noch tief. Mittlerweile wurden fünf von ihnen tot aufgefunden. Von der sechsten Person der Gruppe haben die Einsatzkräfte bisher lediglich die Ausrüstung entdeckt.

Auch das Schweizer Fernsehen berichtet unter anderem in der «Tagesschau» über das Ereignis. So etwa am Montagabend: Neben dem Inhalt fallen insbesondere die Untertitel auf. Denn die walliserdeutschen Aussagen der Bergrettung werden schriftlich auf Hochdeutsch übersetzt.

Verstehen Sie den Walliser Dialekt?

«Eigentlich hätte das Interview für die ‹Tagesschau› zusätzlich auf Hochdeutsch geführt werden sollen. Was jedoch aufgrund äusserer Umstände nicht möglich war», erklärt Miriam Bosch vom SRF auf Anfrage.

Mundart-Interview von «Schweiz aktuell» verwendet

Für die «Tagesschau» sei deshalb das Mundart-Interview von «Schweiz aktuell» verwendet worden. «Aufgrund der schweren Verständlichkeit haben die Verantwortlichen sich zur Untertitelung entschieden.»

Das SRF handhabe das aber nicht immer so mit dem Walliserdeutsch. «Die entscheidenden Faktoren waren in diesem Fall eine starke Ausprägung des Dialekts sowie störende Umgebungsgeräusche», sagt Bosch dazu.

Bezüglich der Untertitelung von Dialekten folge man keiner einheitlichen Regel. Es komme generell selten vor, dass ein Mundart-Quote untertitelt werde.

Schweiz
Die Schweiz hat nicht nur vier Landessprachen, sondern auch zahlreiche Dialekte zu bieten.
Dialekte
Manchmal ist es nötig, Hochdeutsch zu sprechen oder zu schreiben, damit es wirklich auch jeder versteht.
SRF
Auch SRF beschäftigt sich mit diesem Thema und übersetzt, wenn nötig, entsprechende Dialekt-Passagen.

«Oberstes Anliegen von SRF ist es, dass die Zuschauenden der Sendung folgen können. Gerade auch diejenigen, die Schweizerdeutsch nicht so gut verstehen. Um welchen Dialekt es sich handelt, ist bei diesen Entscheidungen zweitrangig.»

Diesbezüglich sei die «Tagesschau» ein «Spezialfall»: «Als hochdeutsche Sendung richtet sie sich auch an das ‹ausländische› Deutschschweizer Publikum – anders als etwa ‹Schweiz aktuell›.» Dort werde generell auf Untertitel verzichtet.

Experte: SRF will barrierefreie «Tagesschau»

Sprachwissenschaftler Sandro Bachmann vom Schweizerischen Idiotikon hat Verständnis für das Vorgehen des Senders.

Der Experte sagt gegenüber Nau.ch: «Grundsätzlich geht es bei der ‹Tagesschau›-Hauptausgabe ja darum, dass der Inhalt von möglichst vielen Leuten verstanden werden kann.» Also könne es sinnvoll sein, dass man Dialekt-Sequenzen übersetze.

Aus der Sicht von Bachmann dienen die Untertitel vor allem dazu, die «Tagesschau» möglichst barrierefrei zu gestalten. Dabei gehe es nicht nur um Leute, die einen anderen Dialekt sprechen. Sondern auch um Menschen, für die Schweizerdeutsch gar nicht die Muttersprache ist.

Ob jemand einen bestimmten Dialekt – wie eben Walliserdeutsch – versteht, sei von verschiedenen Faktoren abhängig. Einerseits spiele die sprachliche Distanz zum eigenen Dialekt eine Rolle. Andererseits seien auch Faktoren wie die Distanz zum Hochdeutschen sowie die Gewöhnung an einen bestimmten Dialekt entscheidend.

Für die einen seien deshalb Untertitel beim Walliserdeutsch sinnvoll, für die anderen vielleicht eher beim Senslerdeutsch. Bachmann fasst zusammen: «Ob Untertitel Sinn machen, ist also sehr individuell.»

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