Am 27. September wird die Stimmbevölkerung über die Erhöhung des Kinderabzugs bei der Bundesstreuer entscheiden. Die SP hatte das Referendum ergriffen.
Parlament
Das Parlament ist mit Gesetzesanpassungen grundsätzlich einverstanden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die SP hat ein Referendum gegen die Erhöhung des Kinderabzugs ergriffen.
  • Die Stimmbevölkerung kann am 27. September darüber abstimmen.
  • Innerhalb der Topverdiener-Familien profitierten vor allem Alleinverdiener-Ehepaare.

Am 27. September wird die Stimmbevölkerung über die Erhöhung des Kinderabzugs bei der Bundesstreuer entscheiden. Die SP hatte das Referendum ergriffen. Vom höheren Abzug würden nur die Reichsten profitieren - auf Kosten aller anderen, argumentieren die SP und Grüne.

Die geplante Änderung des Bundesgesetzes ist laut SP und den Grünen ein Etikettenschwindel und eine versteckte «Herdprämie»: Statt Kitas und damit die Gleichstellung zu fördern, zementiere sie Rollenbilder von gestern, hiess es. Denn die Abzüge seien so gestaltet, dass innerhalb der Topverdiener-Familien vor allem Alleinverdiener-Ehepaare profitierten.

Kinderabzug erhöhen

Anfänglich hatte der Bundesrat eine Erhöhung des Höchstabzuges für Drittbetreuungskosten für Kinder von 10'100 auf 25'000 Franken zur Diskussion gestellt. Dies hätte 10 Millionen Franken gekostet.

Das Parlament beschloss aber, auch den allgemeinen Kinderabzug bei der Bundessteuer zu erhöhen - von 6500 auf 10'000 Franken. Damit sollen Familien entlastet werden, die ihre Kinder zuhause betreuen. Die Änderung führt nach Angaben der SP Schweiz zu Steuerausfällen von 370 Millionen Franken.

Beat Jans
SP-Vizepräsident Beat Jans spricht während einer Delegiertenversammlung im Jahr 2017. - Keystone

Die rechtskonservative Mehrheit im Parlament habe völlig willkürlich eine Erhöhung des allgemeinen Kinderabzugs auf 10'000 Franken reingepackt. «Aus der Drittbetreuungsabzugsvorlage wurde ein Kinderabzugsbschiss, von dem fast ausschliesslich Topverdiener-Familien profitieren», sagt SP-Nationalrat Beat Jans.

Doppelverdienerfamilien entlasten

Diese machten nur sechs Prozent aller Haushalte aus. Zudem verursache das Manöver erst noch zusätzlich 370 Millionen statt wie ursprünglich vorgesehen 10 Millionen Franken Steuerausfälle.

«Statt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, statt die Beschäftigung zu erhöhen und einen Beitrag zum Fachkräftemangel zu leisten, hat die CVP diese Vorlage ins Gegenteil gekehrt», sagte Nationalrätin Franziska Ryser (Grüne/SG).

Ständerat
Der Antrag von Nationalrätin Franziska Ryser verlangte, dass keine Boni an Verwaltungsräte und Geschäftsleitung ausbezahlt werden. - sda - Keystone/Regina Kühne

Anfänglich habe die Vorlage Doppelverdienerfamilien entlasten wollen, die aufgrund ihres hohen Einkommens keine Kita-Ermässigung erhalten. Das Ziel sei dabei gewesen, dass es sich auch für gut qualifizierte Frauen lohne, ins Erwerbsleben zurückzukehren und sie ihren Lohn nicht gleich für die Kinderbetreuung hergeben müssten.

Ungleiche Entlastung

Nun sei der Steuerbonus aber «vom Geist der konservativen Kleinfamilie geprägt und zementiert veraltete Rollenbilder», sagte Ryser. Denn der Abzug sei so gestaltet, dass er nicht alle Familien gleich stark entlaste.

SP und Grüne kritisieren, dass Familien, bei denen beide Eltern arbeiten, erst ab einem Bruttoeinkommen von 300'000 Franken den Maximalabzug von 910 Franken geltend machen können. «Da zeigt sich die bürgerliche Familienpolitik: Die Fremdbetreuung von Kindern wird nicht unterstützt, und Einverdienerfamilien werden mit einer »Herdprämie« belohnt», sagte Ryser.

Weltfrauentag Tamara Funiciello
Juso-Präsidentin Tamara Funiciello spricht am Weltfrauentag. - Keystone

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (BE) sagte, dass fast ausschliesslich Topverdiener-Familien profitierten. Die Vorlage kostet 370 Millionen Franken. «So viel Geld zum Fenster hinauszuwerfen» sei angesichts «der aktuellen Corona-Krise nicht nur falsch, sondern sogar grob fahrlässig».

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