Ski-Beizer: Take-Away-Situation ist «zum Kotzen»
Hansueli Hari ist Chef der Chumihütte im Adelboden. Auch er hat in seinem Betrieb auf Take-Away umgestellt. Fazit nach zwei Wochen: «Zum Kotzen.»

Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 22. Dezember sind in der Schweiz alle Beizen zu.
- In den Skigebieten haben viele Betriebe auf Take-Aways umgesattelt.
- Chumihütte-Wirt Hari zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz – und ist damit nicht alleine.
Es sind die ersten beiden Worte, die Hansueli Hari nach der Begrüssung in den Mund nimmt. «Zum Kotzen.» Der Inhaber der Chumihütte, die mitten im Skigebiet Adelboden-Lenk liegt, urteilt so über die letzten zwei Wochen Take-Away.
Hari und sein Team bieten unter anderem Schnitzelbrot, Cheeseburger und Folienkartoffeln «to go» an. «Uns blutet das Herz. Wir sind mehr Abfertiger als Gastgeber.»

Zudem habe er durchs Take-Away wesentlich mehr Aufwand und drastisch weniger Rendite. Er staune jedoch über die Leidensfähigkeit der Skifahrer trotz Wind und Wetter.
Er würde sich eine Lockerung der Corona-Massnahmen wünschen. Eine solche, wie sie der Kanton Graubünden umsetzt. Seit Silvester sind dort Sitzgelegenheiten auf den Sonnenterrassen zugelassen.
80 Prozent Umsatzeinbruch
Udo Blankart wirtet im Châlet Güggel im Skigebiet Davos-Klosters und profitiert von dieser Lockerung. «Die Leute sind froh bei minus 10 Grad nicht im Schnee sitzen zu müssen.» Doch auch er findet die Situation «total frustrierend».

Er schätzt für seinen Betrieb einen Umsatzeinbruch von 80 Prozent. Aktuell seien zwei von zwanzig Mitarbeitern an Bord, der Rest sei in Kurzarbeit. «Dass ich offen habe, ist reiner ‹Goodwill›. Ich mache es, weil der Berg offen ist.»
Fragt man die Bergbahnen über die Eindrücke nach zwei Wochen Take-Away in ihren Gastrobetrieben tönt es diplomatischer. «Die Gäste schätzen das Take-Away Sillerenbühl und das Angebot sehr», schreiben die Bergbahnen Adelboden. «Konsumiert wird bei jedem Wetter.»
Umsatzmässig können die Bahnen keine Aussage machen. «Dass sich die Zahlen nicht mit jenen bei ‹normalem Gastrobetrieb› vergleichen lassen, liegt auf der Hand.» Ihnen sei es wichtig, die Gäste mit einem vielfältigen Angebot verpflegen zu können.
Durchs Band weniger Gäste
Apropos Gäste: Die ganze Skiregion Adelboden-Lenk verzeichnete über die Festtage deutlich weniger Schneesportler als in den Vorjahren. Konkret rechnet die Region mit einem Gästerückgang von mehr als 20 Prozent.
Die Destination Gstaad rechnet mit einem Rückgang der Ersteintritte von rund 30 Prozent über die Festtage. Die Auslastung sei sehr konstant gewesen. «Die Spitzentage, wie man diese sonst kennt, blieben aus», schreiben die Bergbahnen.

Die Zermatt Bergbahnen können keine Zahlen nennen. Mediensprecher Mathias Imoberdorf schreibt: «Die Wettersituation ist mit dem Vorjahr nicht zu vergleichen, womit jegliche Aussage keine statistische Relevanz hätte. Im Vergleich mit Schlechtwettertagen im Vorjahr sind die Zahlen leicht tiefer.»
Die Bergbahnen Graubünden, die 23 Unternehmen vertreten, kommunizieren für den Zeitraum von Saisonstart bis Silvester einen Rückgang des Transportumsatzes um 22,8 Prozent. Die Gästezahlen reduzierten sich um 17 Prozent.