Schweizer Polizeien tolerieren Autokorsos nach EM-Spielen
Nach EM-Spielen sind in der Schweiz hupende Autokorsos bis zu einer Stunde nach Abpfiff erlaubt.

Die meisten Kantone tolerieren nach Spielen der Fussball-Europameisterschaft hupende Autokorsos bis zu einer Stunde nach Abpfiff. Bei Menschen, die sich aus den Autofenstern hinauslehnen, ziehen sie aber die Grenze.
In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gaben die Schweizer Kantonspolizeien an, sie würden während der Fussball-EM mit Augenmass vorgehen. An den meisten Orten bedeutet dies, dass, obwohl das «Hupen als Freudenausdruck» im Strassenverkehrsgesetz grundsätzlich verboten ist, bis zu 60 Minuten nach den Matches Toleranz gilt.
In Situationen, in denen eine Selbst- oder Fremdgefährdung festgestellt werde – etwa wenn Körper aus dem Autofenster gelehnt oder Fahnen wild geschwenkt werden – greife die Polizei ein. Auch bei Alkohol am Steuer gebe es «keinen Matchbonus», sagte etwa die Kantonspolizei Solothurn.
Polizeiliche Erfahrungen mehrheitlich positiv
Situativ sei es ausserdem möglich, dass es zu Strassensperrungen und Umleitungen komme. Dies sei eine Möglichkeit, um grosse Autokorsos in kontrollierte Bahne zu lenken, hiess es von den Kantonspolizeien St. Gallen, Zürich und der Stadtpolizei Aarau.
In Luzern würden ausserdem Hupkonzerte in der Nähe von Örtlichkeiten mit Erholungscharakter wie Spitälern, Altersheimen oder Wohnquartieren nicht geduldet, sagte Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft.
Die bisherigen Erfahrungen der Polizeien sind in diesem Bereich aber mehrheitlich positiv. Bisher sei ein Eingreifen nur sehr selten notwendig gewesen, hiess es beispielsweise von der Polizei Basel-Stadt. Auch die Stadtpolizei Chur hatte in den letzten 20 Jahren fast keine Probleme im Zusammenhang mit EM- oder WM-Austragungen.
Bewilligung für TV-Geräte bei Gastrobetrieben
Einzig der Kanton Bern berichtete von Problemen bei früheren Europameisterschaften. Während der EM 2016 war ein Töffahrer während des nächtlichen Fussball-Trubels gestorben.
Verfolgen lässt sich die Fussball-EM praktisch überall: So hat etwa die Stadt Zürich im Voraus die generelle Erlaubnis erteilt, dass Gastrobetreiber in ihren bestehenden Gartenbeizen und Boulevard-Cafés TV-Geräte mit einer Bildschirmdiagonale von maximal drei Metern aufstellen dürfen.
Auch in Basel ist für das Aufstellen von Fernsehgeräten im Aussenbereich keine behördliche Bewilligung notwendig, sofern die maximale Bildschirmdiagonale von drei Metern nicht überschritten und auf zusätzliche Lautsprecher verzichtet wird.
Grossereignisse und Public Viewings
Zudem dürfen Gastrobetriebe an Spieltagen innen und aussen bis maximal 15 Minuten nach Spielende ihre Gäste bewirten, wie das Basler Bau- und Gastgewerbeinspektorat mitteilte.
Zudem gibt es zahlreiche grössere Events: Neben Genf, wo im Plainpalais Platz für rund 16'000 Menschen ist, wird in Winterthur vom 14. Juni bis 14. Juli wiederum die «Winti Arena» mit ihren 3000 Steh- und Sitzplätzen geöffnet.
Auch in der Heimspiel Arena Thun gibt es rund 2500 Plätze. In Bern findet ein grösseres Public Viewing etwa auf der grossen Schanze statt. In Interlaken zeigt der Kursaal-Park alle Spiele gratis.
In Solothurn erwartet die Fussballfans in der Nähe des Bahnhofs ein grosses, halboffenes Zelt. Im Thurgau werden grössere Public Viewings unter anderem auf der Schlosswiese in Arbon oder in der Bodensee-Arena in Kreuzlingen organisiert. Chur offeriert mitten in der Stadt auf dem Theaterplatz ein grosses Public Viewing. Zudem werden die Spiele in allen Regionen, diversen Bars, Biergärten und Parks gezeigt.