Schweizer Investoren kaufen Spar Schweiz zurück
Eine neue Investorengruppe übernimmt die Detailhandelskette vom südafrikanischen Mutterkonzern. Marken, Jobs und Filialen bleiben bestehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Spar Schweiz ist nach neun Jahren wieder in Schweizer Hand.
- Eine Investorengruppe um Peter Weber übernimmt – alle Investoren stammen aus der Schweiz.
- Das Franchisemodell mit lokalen Partnern soll gestärkt, das Filialnetz erhalten bleiben.
Die Detailhandelskette Spar mit über 360 Standorten ist nach mehr als neun Jahren unter südafrikanischer Kontrolle wieder in Schweizer Händen.
Eine eigens zu diesem Zweck gebildete Investorengruppe namens Tannenwaldholding hat das Unternehmen übernommen. Marken, Standorte und Jobs sollen erhalten bleiben.
Der Verkaufspreis beträgt 46,5 Millionen Franken, wie die südafrikanische Ex-Muttergesellschaft am Dienstag mitteilte.
Diese könnte Ende 2027 zusätzlich bis zu 30 Millionen Franken erhalten, wenn Spar Schweiz in den Jahren 2026 und 2027 genügend Gewinn erwirtschaftet.
Neuer Verwaltungsrat mit prominenten Köpfen
Neuer Verwaltungsratspräsident und Miteigentümer ist der Kapitalmarktexperte und Uni-Basel-Dozent Peter Weber, wie Spar Schweiz in einer separaten Meldung schreibt. Mit Weber mischt eine neue, bislang unbekannte Gruppe den Schweizer Detailhandel auf.
Prominenteste Figur im Verwaltungsrat ist Swiss-Verwaltungsratspräsident und früherer SIX- und Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni.
Das Franchisemodell mit lokalen Partnern soll gestärkt, das Filialnetz erhalten bleiben.
Daneben gehört dem Gremium auch der Jurist Daniel Häring an. Als ständiger Beirat fungiert der Unternehmensberater Stefan Hromatka.
Die Investoren – mit Ausnahme von Weber – sind nicht bekannt. Sie stammen den Angaben zufolge aber alle aus der Schweiz.
«Wir sehen Spar als wichtigen Anbieter in der Grundversorgung in der Schweiz und als traditionsreiches Unternehmen mit beinahe 300-jähriger Geschichte», sagte Weber der Nachrichtenagentur AWP auf Anfrage.
«Das Modell mit lokal verankerten, mehrheitlich selbständigen Franchisepartnern gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Darin liegt grosses Potenzial.»
Unzufriedenheit der südafrikanischen Eigentümer
Spar Schweiz war 2016 von der südafrikanischen Spar Group übernommen worden, die zuletzt jedoch unzufrieden mit der Entwicklung in der Schweiz war.
Der Umsatz war rückläufig und betrug im letzten Jahr noch knapp 750 Millionen Franken, einzig während der Pandemie konnte das Unternehmen zulegen.
Mit der Rückkehr in Schweizer Hände will Spar nun wachsen, wie es hiess. Die neuen Eigentümer verstehen sich nicht als kurzfristige Finanzinvestoren, sondern wollen das Modell mit den selbständigen Franchisepartnern stärken.
Für die Kundschaft bleibt vorerst alles beim Alten: Alle Formate wie Spar, Eurospar, Spar Express, Maxi und die Gastro-Abholmärkte TopCC werden weitergeführt.
Auch für die 1600 Mitarbeitenden soll es keine Änderungen geben. Ein Stellenabbau sei nicht geplant. Interimistisch führt der langjährige Finanzchef Reto Suhner das Unternehmen als CEO. Sein Vorgänger Gary Alberts ist mit Abschluss des Verkaufs zurückgetreten.
360 Standorte in der Schweiz und Liechtenstein
Suhner, seit über 20 Jahren im Unternehmen, begleitete die Verkaufsgespräche und sprach gegenüber AWP von einer «emotionalen Achterbahnfahrt». Den Zuschlag an die Schweizer Investoren bezeichnete er als «Lottosechser».
Mit André Scherrer, seit 18 Jahren bei Spar, rückt zudem ein erfahrener Kadermann in die neu geschaffene Position des COO.
Spar Schweiz betreibt derzeit über 360 Standorte in der Schweiz und in Liechtenstein.
Neben den Filialen gehören auch die Abholmärkte von TopCC dazu, die rund einen Drittel des Umsatzes von knapp 750 Millionen Franken ausmachen und das Unternehmen in diesem Segment hinter Coop und Migros auf Rang drei bringen.
Im Streit mit der Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) im Zusammenhang mit unzulässiger Absprachen über die Einkaufskooperation Markant einigte sich die frühere Spar-Besitzerin auf eine Busse von 11,5 Millionen Franken, wie sie bekannt gab.
Der Konzern verzichtete auf einen Einspruch angesichts des geplanten Rückzugs aus der Schweiz und zur Stärkung der Bilanz. Die Summe wird aus Mitteln aus dem Verkauf beglichen.