Schweizer Firmen profitieren von mehr EU-Aufträgen als umgekehrt
Schweizer Unternehmen profitieren von mehr öffentlichen Aufträgen in der EU als es umgekehrt der Fall ist. Dies zeigt eine Studie im Auftrag der EU-Kommission.

Das Wichtigste in Kürze
- Erst kürzlich hat die SBB einen Grossauftrag an die deutsche Firma Siemens vergeben.
- Schweizer Firmen gewinnen jedoch mehr öffentliche Aufträge in der EU als umgekehrt.
- Oft ist es aber schwierig zu sagen, ob ein Unternehmen einheimisch oder ausländisch ist.
Erst Anfang des Monats wurde bekannt: Die SBB vergibt den Grossauftrag für 116 Doppelstock-Züge an die deutsche Firma Siemens. Das Schweizer Unternehmen Stadler Rail hingegen ging leer aus.
Diese Entscheidung wurde öffentlich scharf kritisiert. Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident von Stadler Rail, spricht von einem Fehlentscheid der SBB. Und auch die Gewerkschaft Unia reagierte mit Unverständnis.
Schweiz bevorzugt einheimische Firmen
Sind Schweizer Firmen allgemein im Nachteil in Bezug auf Grossaufträge? Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission liefert nun Antworten.
Sie hat versucht zu bestimmen, ob öffentliche Aufträge in Europa öfter an einheimische oder ausländische Firmen vergeben wurden.
Das Ergebnis: Schweizer Firmen gewinnen mehr öffentliche Aufträge in der EU als umgekehrt.
Die Studie zeigt, dass die Schweiz eher zu den Ländern gehört, die einheimische Firmen bevorzugen. Nur etwa 24,5 Prozent aller öffentlichen Aufträge wurden an ausländische Unternehmen vergeben. Der Durchschnitt der EU- und Efta-Länder liegt bei 26,4 Prozent.
Auf der anderen Seite profitieren Schweizer Unternehmen stark vom grossen EU-Markt. Zwischen 2016 und 2019 gewannen sie öffentliche Aufträge im Wert von durchschnittlich rund 2,9 Milliarden Euro pro Jahr.
Schwierig zu bestimmen, ob Firma «einheimisch» oder «ausländisch» ist
Die Studie umfasst öffentliche Aufträge in den EU-27-Ländern, im Vereinigten Königreich und in den Efta-Staaten von 2016 bis 2019. Die Schweiz ist dabei inbegriffen.
Schweizer Unternehmen im EU-Raum haben die gleichen Möglichkeiten, sich an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen. Dies seit dem Inkrafttreten der Bilateralen I im Jahr 2002.
Und umgekehrt können auch Firmen aus der EU in der Schweiz gleichberechtigt mitbieten.
In vielen Fällen ist es jedoch schwierig zu bestimmen, ob ein Unternehmen einheimisch oder ausländisch ist. Insbesondere bei Tausenden von öffentlichen Aufträgen pro Jahr in der Schweiz und Hunderttausenden in der EU.
So bewarb sich zum Beispiel Siemens für den SBB-Auftrag über seine Schweizer Tochtergesellschaft Siemens Mobility AG.
Ähnlich verfährt auch Stadler Rail bei Grossaufträgen im Ausland. Erst kürzlich erhielt das Ostschweizer Unternehmen einen Auftrag für 36 Pendlerzüge in den Niederlanden.

















