Schweizer Bauern: So gehen sie mit der Trockenheit um
In der Schweiz fällt immer weniger Niederschlag. Das hat Konsequenzen für die Gewässer, aber auch für die Bauern.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz fällt im Sommerhalbjahr immer weniger Niederschlag.
- Tiefe Pegelstände sind eine Folge der anhaltenden Trockenheit.
- Auch die Schweizer Bauern müssen sich an die veränderten Bedingungen anpassen.
Die Schweiz wird im Sommerhalbjahr immer trockener.
Seit 20 Jahren hat es im Vergleich zum langjährigen Schnitt nur einen Sommer gegeben, der feuchter ausgefallen ist als normal.
Vergleich zeigt: Es ist immer trockener in der Schweiz
Dies wird in der Grafik von Meteo Schweiz visualisiert. Positive (grüne) Werte bedeuten feuchtere und negative (braune) Werte trockenere Bedingungen als im langjährigen Mittel.
Besonders auffällig: Die braunen Balken erreichen regelmässig Werte, die früher absolute Ausnahmen waren. Sprich: Es ist häufiger deutlich zu trocken.

Die Trockenheit hat zwei Ursachen: In den Bergen liegt zu wenig Schnee. Das führt zu weniger Schmelze. Flüsse führen dadurch zu wenig Wasser, die Seepegel sinken.
Das ist in diesem Frühling besonders augenfällig, beispielsweise beim tiefen Pegelstand des Bodensees. Oder auch auf dem Rhein, wo die Schifffahrt zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein wegen Niedrigwasser derzeit ausgesetzt ist.

Wenig Regen ist ein Problem für die Bauern
Die zweite Ursache für Trockenheit sind ausbleibende Niederschläge. Wenig Regen ist speziell für die Bauern ein Problem.
Werden die Felder und Agrarflächen nicht ausreichend natürlich bewässert, drohen Ernteausfälle. Oder kostspielige Investitionen in künstliche Bewässerungssysteme.
Wie sieht die Lage aktuell aus? Nau.ch hat beim Schweizer Bauernverband nachgefragt.
Die gute Nachricht: «Besonders schlimm ist die Trockenheit dieses Jahr für die Landwirtschaft (noch) nicht», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein.
Es stimme zwar, dass es diesen Winter/Frühling unterdurchschnittlich Regen gab und die Wasserspiegel (Grundwasser und Oberflächengewässer) tief seien.
Bauern können Feldarbeit bei trockenem Wetter besser erledigen
Das habe aber auch eine gute Seite: «Für die Landwirtschaft war das trockene Wetter bisher eher ein Vorteil, weil so die Feldarbeiten besser erledigt werden konnten.»
Zudem seien ausreichend Niederschläge gefallen, damit das Wachstum der Kulturen möglich war.
Mittelfristig ist aber klar, dass es in der Schweiz tendenziell trockener wird. Sehr lange Phasen ohne Niederschläge werden sich häufen.
Helfenstein erklärt, wie sich die Bauern darauf vorbereiten: «Bei Kulturen wie Gemüse, Obst oder Beeren sind die Betriebe heute standardmässig für die Bewässerung ausgerüstet.»
Immer mehr müssten sich aber auch Ackerbauern mit Bewässerungsmöglichkeiten befassen, weil zu lange kein Regen falle. «Zum Beispiel für Kartoffeln», sagt Helfenstein.
Dazu hätten die Bauern neu Versicherungsmöglichkeiten in Bezug auf die Trockenheit.
Regen hilft der Landwirtschaft, weniger den Gewässern
In dieser Woche sind Niederschläge angesagt. Die erwartete Regenmenge wird die tiefen Pegelstände der Flüsse und Seen aber nicht merklich anheben.
«In der zweiten Maihälfte und Anfang Juni deuten sich über weiten Teilen der Schweiz durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Niederschlagsverhältnisse an.» Das schreibt Meteo Schweiz auf Anfrage.

Es sei entsprechend kein 30-Tage-Niederschlagsdefizit zu erwarten. «Das 90-Tage-Niederschlagsdefizit könnte auf der Alpennordseite regional erheblich bleiben.»
Kritisch bleibt es momentan also vor allem für die Seen und Flüsse in der Schweiz.
Für die Landwirtschaft herrschen aktuell gute Bedingungen. Die immer trockenere Schweiz wird in Zukunft aber alle weiter beschäftigen – auch die Schweizer Bauern.