Schweiz: Bevölkerung wächst 16 Mal schneller als in Deutschland

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Bern,

Das Thema Zuwanderung spaltet die Schweiz. Warum, zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: Kaum ein EU-Land ist in den letzten 25 Jahren so stark gewachsen.

zuwanderung
Seit 2000 ist die Schweiz um 25 Prozent gewachsen – vor allem wegen der Personenfreizügigkeit. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Bevölkerung wuchs seit 2000 um 25 %, vor allem durch Zuwanderung aus der EU.
  • Die Schweiz wächst 16 Mal schneller als Deutschland, was Infrastruktur belastet.
  • Kritiker bezweifeln den Wohlstandseffekt und bemängeln mangelnde Daten zu Folgen.

Die Personenfreizügigkeit sorgt in der Schweiz seit Jahren für hitzige Debatten. Dies im Unterschied zu den meisten europäischen Ländern, wo vor allem die Asylmigration im Zentrum steht.

Ein Blick in die Statistik erklärt, warum das so ist: Seit 2000 ist die Schweizer Bevölkerung von 7,2 auf rund neun Millionen Menschen gewachsen – ein Plus von 25 Prozent.

Zwei Drittel dieses Wachstums gehen auf Zuwanderung aus EU- und EFTA-Staaten zurück. Damit wächst die Schweiz im Verhältnis 16 Mal schneller als Deutschland, wie «CH Media» berichtet.

Die Folge sind Diskussionen über «Dichtestress» – verstopfte Strassen, volle Züge, Wohnungsnot und mehr Infrastrukturbedarf.

SVP-Initiative zielt auf Ende der Personenfreizügigkeit

Mit ihrer Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz» will die SVP die Zuwanderung begrenzen. In letzter Konsequenz müsste die Schweiz die Personenfreizügigkeit mit der EU aufkündigen.

Die SVP argumentiert, Zuwanderung führe zu enormen Überfüllungseffekten. So würden 100'000 zusätzliche Einwanderer 45'500 neue Wohnungen, 54'000 Autos und 135 Kindergärten erfordern.

Der Bundesrat hingegen sieht die Freizügigkeit als zentral für die Wirtschaft: Sie habe seit der Jahrtausendwende Wachstum ermöglicht, den Arbeitsmarkt verjüngt und die Sozialwerke stabilisiert. Rund 70 Prozent der Zuwanderer kämen wegen eines Jobs.

Ökonom warnt vor Wohlstandsillusion

Kritik kommt von Ökonom Christoph Schaltegger (Uni Luzern). Gegenüber den «CH Media»-Zeitungen bemängelt er, dass die negativen Folgen kaum beziffert würden. Er widerspricht der These, dass mehr Zuwanderung automatisch mehr Wohlstand schaffe.

Das BIP pro Kopf sei seit 2000 zwar um 23 Prozent gestiegen. Ähnlich wie in Deutschland, nur dass die Zuwanderung dort deutlich geringer war.

Macht dir die Zuwanderung in die Schweiz Sorgen?

Produktivitätssteigerungen brächten nur hochqualifizierte Spezialisten, während etwa Einwanderung ins Gesundheitswesen zusätzliche Nachfrage, aber keine höhere Produktivität erzeuge.

Die steilste Demografiekurve im EU-/EFTA-Raum verzeichnet übrigens nicht die Schweiz. Länder wie Irland, Zypern oder Luxemburg verzeichneten seit 2000 ein noch stärkeres Bevölkerungswachstum.

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