Um die Förderung der «kleinsten» Landessprache ist es seither besser bestellt. Ganz zufrieden sind die Rätoromanen aber nicht.
Sprachenvielfalt am Bahnhof Chur: Selbst im Heimatkanton der Rätoromanen fungiert Englisch als vierte Landessprache.
Sprachenvielfalt am Bahnhof Chur: Selbst im Heimatkanton der Rätoromanen fungiert Englisch als vierte Landessprache. - sda - Keystone/Mattias Nutt
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Das Wichtigste in Kürze

  • Genau vor 25 Jahren ist das Rätoromanische zur Teilamtssprache des Bundes erhoben worden.
  • An Förderung fehlt es jedoch weiterhin.

Genau vor 25 Jahren ist das Rätoromanische zur Teilamtssprache des Bundes erhoben worden. Um die Förderung der «kleinsten» Landessprache ist es seither besser bestellt. Ganz zufrieden sind die Rätoromanen aber nicht.

Die Sympathie im Land für das Rätoromanische war am 10. März 1996 gross: Ganze 76 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten sprachen sich für den neuen Artikel 116 in der Schweizer Verfassung aus. Dieser erhob das Romanische in den Rang einer teilweise offiziellen Sprache der Eidgenossenschaft.

Rätoromanisch seit 1938 Landessprache

Als eine der vier Landessprachen gilt das Rätoromanische zwar schon seit 1938. Doch erst seit 1996 ist festgeschrieben, dass «im Verkehr mit Personen rätoromanischer Sprache auch das Rätoromanische Amtssprache des Bundes ist».

Für die Förderung des Romanischen sei seither viel unternommen worden, anerkannte die Lia Rumantscha, die Dachorganisation der romanischen Sprachvereine, anlässlich des Jubiläums.

So übersetze der Bund Dokumente besonderer Tragweite, etwa Erläuterungen zu Abstimmungen, ins Romanische. Und wenn eine Bürgerin oder ein Bürger sich auf Romanisch an die Bundesverwaltung wendet, antwortet diese ebenfalls auf Romanisch.

Lia Rumantscha fordert landesweite Beschriftungen

Dennoch ist die Lia Rumantscha mit der mehrsprachigen Kommunikation des Bundes nicht zufrieden. Sie fordert anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums eine konsequentere Verwendung der romanischen Amtssprache: Das Parlament, die Bundesverwaltung sowie bundesnahe Betriebe wie SBB, Post und Swisscom sollen das Rätoromanische vermehrt in ihrer Kommunikation einsetzen.

Konkret fordert die Lia Rumantscha, dass das Romanische landesweit bei Beschriftungen und Schildern aller Art verwendet wird - immer dann, wenn die weiteren drei Amtssprachen der Schweiz aufgeführt werden.

«Wenn das Romanische im nationalen Kontext nicht verwendet wird, gerät es zunehmend in Vergessenheit», sagt Andreas Gabriel, Generalsekretär ad interim der Lia Rumantscha.

Im romanischen Sprachgebiet, einem Teil Graubündens, müsse das Romanische zudem prioritär eingesetzt werden, fordert der Sprach-Dachverband. Geschehen soll das bei Informationen an die Bevölkerung und auf allen Kommunikationskanälen.

SBB-Schilder als mahnendes Beispiel

Als Beispiel dafür, wo die Mehrsprachigkeit in die falsche Richtung läuft, verweist die Lia Rumantscha auf ein SBB-Schild am Bahnhof Chur. Das grosse Schild zwischen den Perrons verbietet das Überschreiten der Geleise in vier Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch - und Englisch. Das Rätoromanisch fehlt in der Hauptstadt des Heimatkantons der Rätoromanen.

In der Bundesverwaltung habe es das Rätoromanisch mit seinen fünf Idiomen tatsächlich nicht einfach, bestätigt die Delegierte des Bundes für Mehrsprachigkeit, Nicoletta Mariolini, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die durchzogene Jubiläums-Bilanz. Das Rätoromanisch sei in der Verwaltung eben keine Arbeitssprache.

Der Handlungsbedarf sei aber erkannt. Der Bundesrat habe die verwaltungsinterne Förderung der vierten Landessprache zu den Prioritäten der Legislatur erklärt.

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