Mehrere Klimaaktivisten haben vor der Waadtländer Justiz einen seltenen Sieg errungen. Fünf der rund 200 Angeklagten wurden gestern freigesprochen.
Ein Teilnehmer der Klimademonstration in Lausanne wird von der Polizei weggetragen.
Ein Teilnehmer der Klimademonstration in Lausanne wird von der Polizei weggetragen. - sda - KEYSTONE/EPA KEYSTONE/CYRIL ZINGARO

Fünf Angeklagte wurden am Donnerstag vom Bezirksgericht Lausanne wegen ihrer Teilnahme an einer Demonstration im September 2019 freigesprochen.

200 Angeklagte, erster Freispruch

Sie gehören zu den rund 200 Aktivisten, die wegen verschiedener Taten des zivilen Ungehorsams in Lausanne zwischen 2019 und 2020 angeklagt wurden und deren Prozesse sich seit September letzten Jahres aneinanderreihen.

Globaler Klimastreik - Lausanne
Ein Teilnehmer einer Demonstration in Lausanne wird von Polizisten hinter ein Absperrband gezogen. - dpa

Der Prozess, der diese Woche stattfand, war die 16. dieser Serie, wobei es zum ersten Mal zu einem Freispruch kam.

Fünf Aktivisten wurden vollständig und zwei weitere teilweise freigesprochen, wie einer ihrer Anwälte, Olivier Adler, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage sagte.

Dem Rest drohen Geldstrafen

Die Angeklagten, denen bedingte Geldstrafen drohten, waren wegen Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, Hinderung einer Amtshandlung und Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz vor Gericht gestellt worden.

Sie hatten am 27. September 2019 an einer Demonstration in Lausanne teilgenommen, zu der unter anderem die Bewegung Extinction Rebellion aufgerufen hatte. «Es handelte sich dabei um eine friedliche Aufklärungsaktion», sagte Anwalt Adler. Er betonte, dass die Demonstration bewilligt worden sei und seine Mandanten sich nicht gegen die Polizei gewehrt hätten.

Nach der Credit Suisse steht die andere Schweizer Grossbank am Pranger. Klimaschützer führten eine Aktion bei einer UBS-Filiale in Lausanne durch.
Nach der Credit Suisse steht die andere Schweizer Grossbank am Pranger. Klimaschützer führten eine Aktion bei einer UBS-Filiale in Lausanne durch. - sda - KEYSTONE/k_sim

In Erwartung einer möglichen Berufung durch die Staatsanwaltschaft lobte der Anwalt den «Mut und die Unabhängigkeit» der erstinstanzlichen Richterin, die «den legitimen Grund» seiner Mandanten zur Demonstration «anerkannt» habe.

Klimaaktivisten auch in Genf erfolgreich

Anfang der Woche hatte bereits das Berufungsgericht in Genf 14 Klimaaktivisten freigesprochen. «Ich hoffe, dass dies erst der Anfang ist und dass es zu einer Sensibilisierung der Justiz und zu einem Verständnis für die Vorgehensweise dieser Aktivisten kommt», sagte der Anwalt weiter.

Am Montag werden in Nyon VD die nächsten Urteile in einem Prozess gegen Umweltaktivisten erwartet. Dort standen während dieser Woche sieben Personen vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, sich während der Räumung des Protestlagers auf dem Hügel Mormont bei Eclépens VD Ende März 2021 der Polizei widersetzt zu haben.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor dem Lausanner Gericht stehen rund 200 Klimaaktivisten wegen zivilem Ungehorsam.
  • Fünf der Angeklagten haben am Donnerstag einen seltenen Sieg erringen können.
  • Es war der erste Freispruch in 16 derartig geführten Prozessen.
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