Beim Bündner Whistleblower Adam Quadroni fand ein Polizeieinsatz statt. Einem Richter wird nun vorgeworfen, diesen unrechtmässig angeordnet zu haben.
Adam Quadroni
Beim rechtlich umstrittenen Polizeieinsatz in Adam Quadronis Haus landete der Whistleblower im Bündner Bauskandal in Handschellen. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Bündner Richter steht am Donnerstag vor einem Regionalgericht.
  • Der Angeklagte soll unrechtmässig einen Einsatz gegen Adam Quadroni angeordnet haben.
  • Es ging allerdings nicht um das Baukartell, sondern um Quadronis Ehe.

Der Fall des reuigen Baukartell-Mitgliedes Adam Quadroni wird um ein Kapitel reicher: Vor dem Regionalgericht Prättigau/Davos steht am Donnerstag ein hoher Unterengadiner Richter. Er soll unrechtmässig einen Polizeieinsatz gegen den Whistleblower angeordnet haben.

Die Staatsanwaltschaft Graubünden wirft dem Präsidenten des Regionalgerichtes Unterengadin Amtsmissbrauch vor. Laut der Anklageschrift hatte der Richter einen Polizeieinsatz in Quadronis Haus angeordnet und durchgesetzt. Dies, obwohl noch eine Berufung Quadronis dagegen lief.

Richter setzte sich über Kantonsgericht hinweg

Der angeklagte Richter verpflichtete den Whistleblower im Bündner Baukartellskandal 2017 zur Herausgabe einer «Vielzahl von Gegenständen». Sie sollten an die getrennt lebende Ehefrau und die gemeinsamen Kinder gehen.

Sollte Quadroni sie nicht hergeben, berechtigte der Richter Ehefrau und Kinder die ehemals gemeinsame Wohnung mit Polizeibeamten zu betreten. Dort, im Unterengadin, sollten sie selber ihre Sachen zusammenzusuchen.

Baukartell
Beinahe alle grossen Bauunternehmen hatten im Kanton Graubünden über Jahre hinweg Preisabsprachen getroffen. - Keystone

Gegen diesen Entscheid erhob Quadroni fristgerecht Berufung. Das Kantonsgericht bescheinigte daraufhin zwar die grundsätzliche Korrektheit der richterlichen Verfügung. Es wies aber darauf hin: Der Entscheid des Unterengadiner Gerichtspräsidenten sei wegen der laufenden Berufung formell noch nicht rechtskräftig.

Über diese Feststellung des Kantonsgerichtes setzte sich der Richter aber laut Anklage hinweg. Er legte für die Herausgabe der Gegenstände einen Termin fest, der in die Zeit des offenen Berufungsverfahrens fiel. Gegenüber der Kantonspolizei signalisierte er zudem fälschlicher Weise, der Einsatz sei mit dem Kantonsgericht abgesprochen. Als Folge landete Quadroni während des Polizeieinsatzes in Handschellen.

Fall hat keine Verbindung zu Baukartell

Das Fazit der Staatsanwaltschaft lautet: Der Richter «handelte, um die Rechtsposition von Quadroni in seinem Eheschutzverfahren zu schmälern. Oder zumindest, um bei ihm Ungemach und massiven Ärger zu verursachen». Die Anklage beantragt, ihn mit einer bedingten Geldstrafe von 15'600 Franken und einer Busse von 3500 Franken zu bestrafen.

Wie der Anklageschrift zu entnehmen ist, hat der Fall keine Verbindung zu Quadronis Rolle im Kartellskandal. Er betrifft allein seine ehelichen Probleme. Für den angeklagten Richter gilt die Unschuldsvermutung.

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