Prozess gegen Tessiner Polizisten im Fall Gobbi eröffnet
Zwei Polizisten stehen vor Gericht, weil sie den Tessiner Staatsrat Norman Gobbi bei einem Verkehrsunfall «gedeckt» haben sollen.

Zwei Tessiner Polizisten sollen Staatsrat Norman Gobbi bei einem Verkehrsunfall «gedeckt» haben. Am Mittwochmorgen wurde gegen sie in Bellinzona TI der Prozess eröffnet.
Die beiden Männer mit Führungsfunktion bei der Polizei müssen sich wegen Behinderung der Strafverfolgung bei einem Vorfall verantworten, der sich am 14. November 2023 auf der Autobahn A2 auf der Höhe von Airolo (Leventina) ereignet hatte. An jenem Abend wurde Gobbi, der für das Justizdepartement zuständig war, gegen 23.30 Uhr von einem in Deutschland zugelassenen Fahrzeug angefahren.
Bei der Ankunft der Polizeipatrouille, die vom Staatsrat selbst gegen Mitternacht alarmiert worden war, unterzogen die beschuldigten Beamten den Staatsrat einem ersten Alkoholtest. Zu diesem Zeitpunkt war Gobbi der Vorgesetzte der beiden Beamten, die ihn kontrollierten, da er die Kantonspolizei leitete.
Verdächtige Umstände und fehlende Blutuntersuchung
Eine zweite Patrouille, die zur Unterstützung gerufen wurde, führte mehr als zwei Stunden später einen weiteren Test durch. Der Test ergab einen etwas niedrigeren Wert (0,24 mg/l gegenüber 0,28 mg/l).
Laut Generalstaatsanwalt Andrea Pagani, der die Anklage wegen Behinderung der Strafverfolgung formulierte, hätte der Staatsrat einer Blutuntersuchung unterzogen werden müssen. Dies sieht das Gesetz vor, wenn der Alkoholgrenzwert 0,15 mg/l übersteigt – eine Untersuchung, die die Angeklagten nicht für nötig hielten. Laut damaligen Tessiner Medienberichten wurde Gobbi – Vorsteher des kantonalen Justiz- und Polizeidepartements – nicht namentlich auf dem Unfallprotokoll aufgeführt.
Am Mittwoch gaben nun die beiden 40 und 47 Jahre alten Beamten während ihrer Vernehmung vor dem Strafgericht Bellinzona an, dass sie keineswegs die Absicht hatten.
Staatsanwaltschaft fordert Bewährungsstrafe
Gobbi zu bevorzugen: «Sein Verhalten war nicht ungewöhnlich», sagten sie. Er hatte den Unfall selbst erlitten und die Polizei alarmiert. «Wir fanden es übertrieben», so ihre Aussage weiterhin «ihn mitten in der Nacht ins Spital von Bellinzona zu fahren um ihn einer Blutanalyse zu unterziehen».
Staatsanwalt Pagani bestätigte seine Anklage wegen Behinderung der Strafverfolgung und forderte für die beiden Männer 30 Tagessätze auf Bewährung für zwei Jahre. Die Anwälte der beiden Beamten plädierten ihrerseits auf Freispruch für ihre Mandanten.
Das Urteil wird für Mittwochabend erwartet. Der Tessiner Regierungspräsident, der wegen seiner Rolle als Leiter der Kantonspolizei umstritten war, gab die Leitung der Polizei ab. Dies führte zu einer «Mini-Rochade» in der Tessiner Regierung.
Claudio Zali (Lega) übernahm die Verantwortung für die Kantonspolizei, während Gobbi die Bauabteilung erbte.