Staatliche Bertriebe sollen sich künftig gemäss dem Bundesparlament an strengere Massnahmen halten müssen.
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Staatliche Betriebe wie die Post und SBB sollen künftig strengeren Regeln unterliegen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Parlament setzt sich für strengere Regeln bei staatlichen Betrieben ein.
  • Damit sollen Wettbewerbsverzerrung wie bei der Post oder der SBB verhindert werden.

Das Bundesparlament will strengere Regeln für staatliche und staatsnahe Betriebe wie die Post oder die SBB. Ziel ist es, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Namentlich geht es um Hürden bei Übernahmen. Der Nationalrat hat am Dienstag zwei entsprechende Motionen überwiesen.

Gegen den Willen der Ratslinken stimmte die grosse Kammer mit 116 zu 57 Stimmen bei fünf Enthaltungen zu. Der Ständerat hatte die Motionen in der Herbstsession 2021 angenommen. Der Bundesrat muss nun Vorschläge zur Umsetzung machen.

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Die Post übernimmt die Mehrheit an Tresorit. - Keystone

Staatliche Unternehmen hätten oft die längeren Spiesse als private Unternehmen, argumentieren die beiden Motionäre. Die Vorteile lägen etwa in der Finanzierung, der Besteuerung oder der Quersubventionierung. Caroni und Rieder verlangen daher, dass mit Gesetzesänderungen die Wettbewerbsverzerrungen durch Staatsunternehmen eingedämmt werden. Dabei sollen die föderalistischen Zuständigkeiten beachtet werden.

Im vergangenen Jahr hatte das Thema auch ausserhalb des Politbetriebs für Gesprächsstoff gesorgt. So übernahm etwa die Post in den vergangenen Monaten den Cloud-Anbieter «Tresorit». Sowie auch den Anbieter von digitalen Werbeplattformen «Livesystems» und die Administrationshilfe «Klara».

Digitaler Wandel naht

Gerade in letzterem Fall wurde in den Medien der Vorwurf laut, dass die Post ihre marktbeherrschende Stellung missbrauche. Post-Chef Roberto Cirillo wandte damals ein: Die Post müsse sich auf den digitalen Wandel einstellen. So können sie trotz rückläufiger Erträge in der Briefpost die Grundversorgung finanzieren.

Zu viele Beispiele belegten, dass Staatsunternehmen in den vergangenen Jahren «über die Stränge geschlagen hätten.» Dies sagte Thomas Burgherr (SVP/AG) namens der Mehrheit der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats (WAK-N). Sie sollten sich auf den Service Public konzentrieren. Neben der Post seien etwa auch die Swisscom oder kantonale Gebäudeversicherungen genannt worden.

Thomas Burgherr SVP Aargau
Der Nationalrat und Aargauer SVP-Präsident Thomas Burgherr. - Keystone

Eine Minderheit aus Vertreterinnen und Vertretern von SP und Grünen in der Kommission lehnte die Motionen ab. Der Staat habe schon heute die Möglichkeit, über die Eignerstrategie und die strategischen Ziele Einfluss zu nehmen.

Realistische Ziele sind nötig

Regula Rytz (Grüne/BE) bestritt nicht, dass es ein Problem gebe. Die Motionen seien aber kein effizienter Weg, dieses zu lösen. Kein neues Gesetz könne Fehlentwicklungen wie etwa jene bei der Postauto AG verhindern. Stattdessen brauche es eine effiziente Aufsicht und realistische Zielvorgaben.

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Cédric Wermuth spricht im Nationalratsaal im Bundeshaus. - Keystone

Cédric Wermuth (SP/AG) sprach von einer Zwängerei. Schon heute gebe es für öffentliche Unternehmen gesetzliche Vorgaben. Einigen im Rat passe jedoch offenbar die relativ effiziente Aufgabenerfüllung durch öffentliche Unternehmen aus ideologischen Gründen nicht. Wer ein anderes Verhalten von Service-Public-Unternehmen wolle, solle statt des Wettbewerbsrechts deren Auftrag ändern, forderte Wermuth.

Der Bundesrat empfahl die Ablehnung der Motionen. Trotz aller Massnahmen könnten bei der Tätigkeit der Staatsunternehmen gewisse Wettbewerbsverzerrungen auftreten. Solche Verzerrungen seien jedoch untrennbar mit der staatlichen Unternehmertätigkeit verbunden. Der Bundesrat sehe daher keinen Handlungsbedarf auf gesetzlicher Ebene.

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