Onlineshopping hat durch Corona einen Schub bekommen, der auch nach der Pandemie kaum nachlässt. Das hilft vor allem den inländischen Onlineshops.
onlinehandel
Schweizerinnen und Schweizer bestellen nach wie vor viele Waren im Internet. Im laufenden Jahr liegt der Umsatz im Onlineshopping weiterhin klar über dem Vorkrisenniveau.(Symbolbild) - sda - KEYSTONE/ENNIO LEANZA

In den ersten neun Monaten 2022 haben die Umsätze im Schweizer Onlinehandel um 1,7 Prozent abgenommen. Dies sei jedoch «eine Frage der Perspektive», sagte Patrik Kessler, Geschäftsführer des Handelsverbandes Schweiz, am Dienstag am «Retail Forum Switzerland». Nimmt man als Basis nämlich das Vorkrisenjahr, liegt das Plus immer noch bei fast 50 Prozent.

Angesichts der grossen Zunahme während der Coronapandemie sei es beachtlich, dass nun – nach dem Ende der Pandemie – kein stärkerer Rückgang stattfindet. «Der Corona-Shift scheint nachhaltig zu sein», so Kessler.

«Eigentlich geht es dem Handel gut – und doch kommt etwas auf uns zu», so Kessler weiter. Denn die Stromangellage hänge wie ein Damoklesschwert über dem Onlinehandel, so Kessler. «Wenn die Energieversorgung wegfällt, dann fällt auch der Onlinehandel weg», sagt er.

Laut seiner Prognose dürften die Umsätze im Gesamtjahr 2022 etwa auf dem gleichen Niveau gehalten werden wie 2021. Ab dem kommenden Jahr geht das Markforschungsinstitut GfK dann sogar wieder von einem Wachstum zwischen 8 und 10 Prozent aus, also ähnlich hoch wie bereits 2021. Dann wurde im Onlinehandel hierzulande nämlich mit 14,4 Milliarden Franken 9,9 Prozent mehr umgesetzt als im Jahr davor.

Von dieser Summe flossen laut Zahlen von GfK mit 12,3 Milliarden über 85 Prozent an Schweizer Händler. Während es im ausländischen Onlinehandel 2021 erstmals eine Zäsur gab – er verharrte mit 2,1 Milliarden auf dem gleichen Niveau wie schon im Jahr davor – legten die inländischen Anbieter zu und gewannen weitere Marktanteile. Diese Entwicklung dürfte sich auch weiter fortsetzen, wie Michel Rahm von GfK am Forum ausführte.

Künftig dürften zudem Händler, die stationär und online kombinieren, überdurchschnittlich wachsen. Solche «Omni-Channel-Anbieter» legten in der jüngsten Vergangenheit jeweils überdurchschnittlich zu, wie Rahm sagte. Sie machen allerdings gegenüber den reinen Onlinehändlern wie etwa dem Schweizer Branchenprimus Digitec Galaxus noch vergleichsweise wenig Umsatz.

Im laufenden Jahr werde sich zudem eine Entwicklung fortsetzen, die man aktuell bereits beobachtet: Nachdem während der Pandemie Dinge wie Einrichtung und Selbermachen an Bedeutung gewonnen und Do-it- sowie Möbel-Shops profitiert haben, gibt es nun eine Verschiebung im Handel. So sind Freizeit- und Unterhaltungsprodukte wieder vermehrt gefragt, ebenso wie Reisen.

Wie sich der Detailhandel – auch stationär – im aktuellen Jahr entwickelt, hänge zudem von weiteren Faktoren wie der Entwicklung des Ukrainekriegs, der globalen Versorgung und der Entwicklung der Coronapandemie ab, wie Rahm ergänzte. Eine grosse Rolle spielen zudem die Inflation und die Preisvolatilität.

Kessler geht davon aus, dass der Schweizer Detailhandel nun bis Ende Jahr nochmals von einem «Konsumrausch» profitiert. «Wir werden nochmals ein, zwei Monate lang gut verkaufen können», sagte er. Allerdings würden sich die Weihnachtsverkäufe bereits auf den früheren Black Friday verschieben. Denn die Konsumenten versuchen in Zeiten der Inflation, sich für Weihnachten mit Schnäppchen einzudecken.

«Im neuen Jahr müssen wir dann jedoch mit einem Kaltstart rechnen», so Kessler. Auch wenn dann die Sorgen um einen möglichen Strommangel nicht mehr so akut sein dürften, werde es wohl eine Zeit der Unsicherheit mit einem «sehr harzigen Start» werden. «Aber eigentlich müssten alle Händler zwei goldene Jahre hinter sich haben.» Das heisst, es müssten einige Gewinne auf die Seite gelegt worden sein und die Detailhändler sollten einen Einbruch darum gut wegstecken können.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Black FridayWeihnachtenEnergiekriseInflationFrankenGalaxusDigitecHandelCoronavirus