Neue XXL-Mülleimer sorgen bei Campern in Estavayer FR für Frust
Auf dem Campingplatz in Estavayer FR stehen neue Riesen-Mülleimer. Das Abfall-Chaos sei noch dasselbe, klagen Camper. Dafür ist nun die See-Sicht versperrt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Neue XXL-Mülleimer sorgen bei Campern in Estavayer FR am Neuenburgersee für Frust.
- Die See-Sicht ist nun versperrt, zudem klirrt es in der Nacht laut.
- Camping-Betreiber TCS sagt, dass man in der Hochsaison reagieren musste.
- «Es ist klar, dass die Aufstellung zusätzlicher Abfallbehälter den Ort nicht verschönert.»
- Der Dauer-Camper-Sprecher hat eine weitere Vermutung. «Es ist nicht das erste Zeichen ...»
Grillen und Essen mit freier See-Sicht – damit ist für einige Dauer-Camper auf dem Camping-Platz «La Nouvelle Plage» vorerst Schluss.
In Estavayer-le-Lac FR stehen neu riesige Müll-Tonnen. Diese wurden unter anderem auch in der Mitte der Liege-Wiese platziert. Zwischen Wohnwagen, Zelt und See.
Der Ärger bei langjährigen Gästen ist gross. «Was soll das?», sagt eine Besitzerin eines Dauer-Platzes.
«Ich komme auch gerne hier her, weil ich so schön auf den See hinausschauen kann – besser gesagt, konnte.» Zudem klirre es jetzt genau vor dem Wohnwagen laut – bis spät in die Nacht.

Eine weitere Person, die einen Grossteil ihres Sommers hier verbringt, beschwerte sich schon bei der Reception.
Und eine dritte sagt: «Weiter links hätte es so viel Platz. Und sie stellen uns die Tonnen genau vor die Nase. Manchmal habe ich das Gefühl, sie wollen uns schon jetzt verjagen ...»
Mit «sie» meint Letzterer den Betreiber «TCS» und die Gemeinde. Die «Vertreiben»-Vorwürfe haben eine Vorgeschichte. Dazu aber später.
TCS verteidigt die Riesen-Glocken: «Naturschutzgebiete»
Zurück zu den XXL-Tonnen. Auf Anfrage von Nau.ch erklärt TCS-Sprecherin Vanessa Flack, warum diese aufgestellt wurden.
«Es ist klar, dass die Aufstellung zusätzlicher Abfallbehälter den Ort nicht verschönert», ist auch ihr bewusst.

«Aber die Menge an Abfall, die an stark frequentierten Tagen auf dem Boden zurückbleibt, ist ebenfalls unschön.»
Man sei also gezwungen, Lösungen zu finden. Sonst treibe der Wind den Abfall in den See oder in die umliegenden Naturschutzgebiete.
Camper liefert Beweisbild: Müll trotz XXL-Tonnen
Gerade in der Hochsaison gäbe es am Strand der Gemeinde viele Besucher, «was leider viel Abfall verursacht. Deshalb war die Aufstockung der Sammelstellen notwendig, um die Sauberkeit zu gewährleisten».
Bei den Dauer-Campern stösst dieses Argument zwar auf Verständnis – jedoch würden auch die Riesen-Eimer nicht helfen. Ein Camper schickt seine «Beweisbilder» an Nau.ch.

Nach Wochenenden liege auf den Wiesen weiter sehr viel Abfall herum. (Bild oben)
Roland Kocher vom «Komitée IG pro Camping» versteht den Ärger der Camper über die XXL-Tonnen. Das Komitée kämpft gemeinsam mit einem Anwalt gegen das drohende Ende von Dauer-Campingplätzen.
Dass manche Camper die Tonnen als Zeichen deuten, dass man sie loswerden möchte, kann Kocher nachvollziehen.
«Seit wir aktiv gegen den TCS schaffen, geht überhaupt nichts mehr richtig»
«Es ist nicht das erste solche Zeichen. Seit wir aktiv gegen den TCS schaffen, geht überhaupt nichts mehr richtig: Der Kehricht wird nicht mehr richtig entsorgt. Man kann nicht mehr in den Abfall-Entsorgungsraum und sie haben den Container für den Karton gesperrt.»
Weiter: Plötzlich dürften Autos im Camping parkieren, was für ein «Tohuwabohu» sorge. «Und in den Sanitär-Anlagen bei den Duschen gammelt es. Es verschlammt und niemand putzt den Seifen-Schmutz-Film weg.»
Frage man beim TCS nach, heisse es, dass die Gemeinde dafür verantwortlich wäre. «Aber es ist ein ewiges Ping-Pong-Spiel», so Kocher. «Sie schieben einander den Ball zu, niemand will schuld sein.»
Die Riesen-Mülltonne soll Mitte August verschwinden
TCS-Sprecherin Flack bestätigt, dass es wegen der neuen Abfall-Behälter eine Beschwerde von Campern gegeben habe.
Sie beruhigt aber: «Die Glocken werden nur etwa bis Mitte August verwendet. Für den Rest der Saison werden in die Landschaft integrierte ‹Ecopoints› aufgestellt.»

Dass die «Glocken» den Campern genau vor die Nase gestellt wurden, auch dafür gebe es Gründe. Einerseits soll eine möglichst grosse Fläche abgedeckt werden, damit das lose Wegwerfen eingeschränkt wird.
Andererseits: «Die Glocken werden mit einem Kranwagen gestellt und wieder abgeholt. Die Bereiche müssen mit einem LKW zugänglich sein.»
Man sei bereits in Absprache mit dem Unternehmen, ob eine Verlegung möglich sei.
Lange Vorgeschichte: Dauer-Camper sollen Luxus-Touris weichen
Seit 2024 gehört der Campingplatz am Neuenburgersee zur TCS-Familie. Kurz nach der Übernahme folgte für langjährige Dauer-Camper der Schock. Sie müssen nämlich bald gehen.
Glamping statt Camping, heisst das neue Konzept. Es soll ein Viersterne-Camping entstehen. Die Saisonplätze werden von über 100 auf 20 reduziert. Diese sind dann nicht mehr an der See-Front, sondern weit hinten angesiedelt.
Dreimal mehr Einnahmen dank Glamping statt Camping
Der Grund ist einfach: Mit der Änderung verspricht man sich viel mehr Einnahmen.
Gemäss Flack verdient man mit einem Touristenplatz rund drei Mal mehr als mit einem Saison-Platz. «Weiter generieren Touristen mehr lokale Wertschöpfung, weshalb unter anderem viele Gemeinden neue Konzepte entwickelt haben.»
Ende 2026 sollen die Dauer-Camper ihre Zelte abbrechen. «Die Planung ist unverändert und wie kommuniziert», sagt Vanessa Flack vom TCS.
Kanton schreitet ein – dürfen Camper doch (länger) bleiben?
Allerdings kommt nun neue Bewegung in die Sache. Wie «La Liberté» kürzlich berichtete, unterstützt der Kanton Freiburg das von Estavayer gewählte Vorgehen zur Camping-Neugestaltung nicht.
Die Behörden möchten den bestehenden Entwicklungsplan für das Camping-Gebiet aus dem Jahr 1984 aufheben.
Dazu müsste ein detaillierter Bebauungs-Plan aber erst neu ausgearbeitet werden, verlangt der Kanton Freiburg. Diese Ausarbeitung kann mehrere Monate oder sogar mehr als ein Jahr dauern.
«Das macht uns Mut»
Beim Vertreter der Dauer-Camper sorgt das Einschreiten des Kantons für Optimismus. «Wir haben mit unserem Anwalt schon länger interveniert und Einsprache gegen die Bau-Pläne erhoben. Dass nun auch der Kanton einschreitet, macht uns Mut», sagt Kocher zu Nau.ch.