Ein Dorgendealer aus Nigeria ist nach seiner Verhaftung an einem Herzstillstand gestorben. Die Staatsanwaltschaft wirft der Polizei tödliche Gewalt vor.
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Drei Polizisten aus Lausanne bei der Drogenkontrolle. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Nigerianer ist nach seiner Verhaftung gestorben.
  • Die Staatsanwaltschaft macht die Polizei für den Tod des Drogendealers verantwortlich.

Ein Drogendealer, der im März in Lausanne nach einer Festnahme durch die Polizei gestorben war, erlag laut Autopsiebericht einem Herzinfarkt. Eine Überdosis sei daher ausgeschlossen, sagte der Anwalt seiner Familie.

Der 40-jährige Nigerianer habe keine Krankengeschichte mit Herzproblemen gehabt, sagte Simon Ntah der Agentur Keystone-SDA heute Dienstag und bestätigte damit Informationen des Westschweizer Fernsehens RTS. Der Autopsiebericht ergab auch, dass der Mann kein Kokain im Blut hatte.

Nach Ansicht des Anwalts starb der Nigerianer an einem Herzstillstand als Folge der von der Polizei angewendeten Gewalt. Deshalb habe er am Montag die Staatsanwaltschaft ersucht, die während des Einsatzes am 28. Februar tätigen Polizisten wegen vorsätzlicher Tötung anzuklagen, sagte der Anwalt. Bislang lautet die Anklage auf fahrlässige Tötung.

Der für den Fall zuständige Staatsanwalt Sébastien Fetter sagte auf Anfrage, dass sechs Personen angeklagt worden seien. Den Autopsiebericht wollte er nicht kommentieren.

Widersprüchliche Aussagen

Die Anwälte der beschuldigten Polizisten wiesen in einem Communiqué darauf hin, dass die Ursache des Kreislaufversagens nicht habe festgestellt werden können. Zudem habe es nach Ansicht von Experten keinen lagebedingten Atemstillstand und keine Erstickung durch Brustkompression gegeben.

Bezüglich möglicher Herzprobleme des Opfers widersprechen sich die Anwälte der beiden Parteien. Die Experten hätten «eine Vorgeschichte mit Herzerkrankungen» festgestellt, die eine medizinische Betreuung erfordert hätten, schreiben die Anwälte der Polizisten. Es sei aber nicht bekannt, ob das Opfer sich daran gehalten habe.

Marsch durch Lausanne

Der Tod des Nigerianers hatte im Kanton Waadt für grosses Aufsehen gesorgt. Im März marschierten rund 500 Menschen durch Lausanne, um seiner zu gedenken und «Rassismus und Polizeigewalt» anzuprangern.

Der Nigerianer hatte sich in der Nähe des Bahnhofs in Lausanne bei einer Polizeikontrolle der Drogenpolizei gewehrt. Er wurde daraufhin unter Zwang in Handschellen gelegt. Kurz darauf brach der Mann bewusstlos zusammen.

Die Polizisten leisteten erste Hilfe. Dabei entdeckten die Beamten mehrere Kügelchen Kokain im Mund des Mannes. Der Bewusstlose wurde ins Universitätsspital Lausanne (CHUV) gebracht, wo er am nächsten Morgen verstarb. Der Nigerianer war einschlägig als Drogendealer bekannt und bereits verurteilt worden.

Umstrittenes Thema

Der Drogenhandel in den Strassen ist in den vergangenen Monaten zum hitzig diskutierten Thema in der Waadtländer Kantonshauptstadt geworden. Ab Mitte Juni erhöhte die Polizei ihre Präsenz an ausgewählten Standorten markant. Die Zahl der Dealer ging danach sichtbar zurück.

Mitte Juni reichte die FDP-Ortspartei eine Petition ein, um die Polizei in ihrem Kampf gegen den Drogenhandel zu unterstützen. Im Herbst sind Debatten im Stadtrat von Lausanne und im Waadtländer Kantonsparlament geplant.

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