Der illegale Import von Nasensprays nimmt hierzulande zu. Jetzt erzählt ein Abhängiger, wie sehr er unter der Sucht leidet – und wie er davon loskommen will.
Nasenspray
Swissmedic warnt vor einer Suchtgefahr von Nasensprays. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Swissmedic warnt vor der Suchtgefahr von Nasensprays – der illegale Import nimmt zu.
  • Nau.ch-Leser Philip T.* ist abhängig, der momentane Lieferengpass macht ihm zu schaffen.
  • Auch die Bernerin H. R.* war jahrelang süchtig – vor zwei Jahren schaffte sie den Absprung.

Schnupfen-Sprays machen süchtig – so warnte Swissmedic diese Woche. Süchtige in der Schweiz gehen mittlerweile schon so weit, dass sie illegale Sprays aus dem Ausland importieren. Und davon immer mehr.

Auch Nau.ch-Leser Philip T.* ist süchtig nach den Mitteln.

«Ohne Spray gehe ich nicht aus dem Haus», sagt er gegenüber Nau.ch. Er brauche «schon am Morgen mindestens eine Dosis», um durch den Tag zu kommen.

«Kaufe mir gleich fünf bis sechs Sprays»

Denn: «Fehlt der Nasenspray, geht meine Nase fast komplett zu und ich kann nur noch durch den Mund atmen. Das kann erdrückend sein.»

Die Lieferengpässe von Nasensprays – ein Fläschchen kostet drei bis vier Franken – treffen ihn hart. «Sind sie für eine kurze Zeit wieder verfügbar, kaufe ich mir gleich fünf bis sechs Sprays.»

Aktuell gebe es nur noch solche, die pro Stück zehn bis 13 Franken kosten – «das zahle ich aber nicht». Aktuell «lebe» er noch von einigen wenigen, die er mit Wasser verdünnt. «Wie es weiter geht, weiss ich noch nicht», so Philip.

Benutzen Sie Nasenspray?

Sprays wirken sich nicht auf Psyche aus

Angefangen hat alles vor über einem Jahr wegen einer Erkältung. «Irgendwann kam ich mithilfe eines Cortisol-Sprays vom Nasenspray weg.» Bei einer Corona-Erkrankung vor einigen Monaten kam es jedoch zum Rückfall. «Seither komme ich schon wieder nicht davon los.»

Coronavirus Niesen
Wegen einer Erkältung wurde Philip T.* süchtig nach Nasenspray. (Symbolbild)
Mann schnäuzt sich Nase
T* kann ohne Spray nicht mehr aus dem Haus. (Symbolbild)
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Er braucht «mindestens eine morgendliche Dosis», wie er auf Anfrage von Nau.ch sagt. (Symbolbild)
Frau rot Nasenspray
Auch die Bernerin H. R* war süchtig – der Entzug dauerte ein Jahr. (Symbolbild)
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Rapper Sido litt ebenfalls unter der Nasenspray-Sucht. (Archiv)

Die Sprays haben keine psychische Wirkung. Die körperliche macht Philip aber zu schaffen: «Die nasale Abhängigkeit ist sehr ärgerlich. Bin ich unterwegs und stelle fest, dass ich meinen Spray vergessen habe, muss ich daheim einen holen. Oder in die nächste Apotheke gehen.»

Auch Promis werden süchtig. Rapper Sido sprach vor zwei Jahren über sein Leiden, damals war er seit 15 Jahren abhängig. Er warnte: «Wenn euch die Apotheke sagt, nutzt dieses Nasenspray nicht länger als eine Woche – die haben recht!»

Ex-Süchtige seit zwei Jahren clean

Die Bernerin H. R.* war ebenfalls jahrelang abhängig. Sie brauchte ein ganzes Jahr, um davon loszukommen.

Seit zwei Jahren ist sie mittlerweile clean, wie sie sagt. «Ich begann, mich langsam abzugewöhnen.» Etwa, indem sie den Spray nur noch in der Nacht brauchte.

Auch Philip hofft, endlich vom Mittel wegzukommen: «Ich versuche es erneut mit einem Cortisol-Spray und Verdünnen mit Wasser. Auch Salzwasser kann helfen.»

*Name der Redaktion bekannt

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