Mord an Schweizerin: Wollten Mallorca-Behörden Fehler vertuschen?
Im September 2024 wurde eine Schweizerin auf Mallorca von ihrem Schwiegersohn getötet. Nun werden Vertuschungsvorwürfe gegen die Behörden erhoben.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Schweizer Rentnerin wurde im September 2024 von ihrem Schwiegersohn erschlagen.
- Der Mann war wegen häuslicher Gewalt bereits bekannt, unternommen wurde wenig.
- Nun erhebt eine Gewerkschaft Vertuschungsvorwürfe gegen den zuständigen Dienst.
Im September 2024 erschütterte ein grausiger Mord die Gemeinde Colònia de Sant Jordi auf Mallorca.
Die 74-jährige Schweizer Rentnerin Erika R. wurde von ihrem Schwiegersohn, einem gewalttätigen Portugiesen, mit einer Axt brutal attackiert. Er fügte ihr – wohl im Streit – schwere Kopfwunden zu.
Nachbaren, die die Hilfeschreie der ausgewanderten Rentnerin hörten, alarmierten daraufhin die Polizei. Als diese eintraf, war Erika R. noch am Leben, verstarb aber kurze Zeit später an ihren Verletzungen.
Täter war schon durch häusliche Gewalt aufgefallen
Nun erhebt die Gewerkschaft CGT wegen des Mordes schwere Vorwürfe, schreibt die «Diario de Mallorca». In ihren Augen haben die Behörden nicht sachgerecht reagiert. Und die Tötung von Erika R. möglicherweise mitverschuldet.
Denn: Der Schwiegersohn von Erika R. wurde bereits 2023 zweimal verhaftet – wegen häuslicher Gewalt an seiner Frau.
Doch immer wieder nahm die Tochter von Erika R. ihren Gatten zurück, lebte weiterhin mit ihrer Mutter und ihm in einem gemeinsamen Haus. Das sorgte immer wieder für Streit, weil Erika R. ihrem Schwiegersohn die Stirn bot.
Bis ein Zoff im September 2024 eskalierte. Und – nachdem ihre Tochter das Haus verlassen hatte – zum Mord an Erika R. führte.
Mitarbeiterin verliess Behörde – Fall wurde verschlampt
Der Grund, wieso laut der Gewerkschaft niemand die Situation schon früher entschärft hat: schwerwiegende Mängel und Defizite beim Dienst für Opfer von geschlechterspezifischer Gewalt.
Im Fall von Erika R. und ihrer Tochter sorgte ein personeller Wechsel offenbar dafür, dass ihr Fall nicht weiter betreut wurde. Und dass sie mit dem gewalttätigen Partner und Schwiegersohn allein gelassen wurden.
Denn: Die Sachbearbeiterin des Falls beendete ihre Tätigkeit für den Dienst und reichte das Dossier weiter. Doch danach fühlte sich dafür niemand mehr zuständig, moniert die CGT.
Bericht wurde «schöngefärbt»
Schlimmer noch wiegt die Tatsache, dass offenbar versucht wurde, diesen Umstand zu vertuschen.
Die «Diario de Mallorca» berichtet gestützt auf die CGT, eine Sachbearbeiterin sei «unter Druck gesetzt» worden. Sie sei angewiesen worden, den Bericht zum Mord an Erika R. zu ändern und «schönzufärben».
Die Gewerkschaft erklärt dazu, dies sei geschehen, «damit nichts entdeckt wurde». Und die Mängel in der Behörde nicht beleuchtet wurden.