Der Schweizer Zoll hat offenbar mit Personalmangel zu kämpfen und verkürzt deshalb an einigen Übergängen die Öffnungszeiten.
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Schweizer Zöllner haben derzeit viel zu tun - doch es fehlt an Personal. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mitarbeiter des Schweizer Zollamts sprechen von einem akuten Personalmangel.
  • Das BAZG will davon nichts wissen, verkürzt aber die Öffnungszeiten an einigen Übergängen.
  • Wegen diesem Leistungsabbau hat sogar unser Nachbarland beim Zoll-Chef interveniert.

Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) kann nach Angaben seiner Mitarbeiter derzeit viele seiner Aufgaben nicht mehr korrekt oder zumindest nicht mehr optimal wahrnehmen. Der Grund dafür sei in erster Linie die laufende Transformation der früheren Zollverwaltung ins neue BAZG. Aus Zollfachleuten und Grenzwächtern wird derzeit ein einziger Beruf gemacht. «Die Weiterbildung ‹Allegra› frisst viele Ressourcen weg, die im Einsatz fehlen», verrät ein Mitarbeiter gegenüber «CH Media».

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Der von Mitarbeitern beschriebene Personalmangel hat laut der Zeitung sogar Wellen im Ausland geworfen. Demnach hat das deutsche Bundesland Baden-Württemberg bei BAZG-Chef Christian Bock interveniert, weil dieser die Öffnungszeiten bei den Grenzübergängen Stein und Koblenz im Kanton Aargau reduzieren will.

Anpassung von Öffnungszeiten überall geprüft

Der geplante Leistungsabbau in einer Zeit, wo der Druck an der Grenze durch die Migration wächst, war am Montag auch Thema im Nationalrat. Sarah Wyss, Chefin der Gewerkschaft Garanto, wollte in der Fragestunde wissen, wie weitere geplante Einschränkungspläne an der Grenze aussehen.

In der schriftlichen Antwort des Finanzdepartements (EFD heisst es, dass die Grenzübergänge Stein und Koblenz in den Randzeiten «nur noch vereinzelt zur Abfertigung beansprucht» würden. Daher prüfe das BAZG eine Anpassung der Öffnungszeiten. Das EFD betonte, dass Reisenden die App «Quick-Zoll» oder die schriftliche Selbstanmeldung zur Verfügung stehe.

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Schweizer Zöllner im Einsatz. - Keystone

Weiter heisst es, das BAZG stehe im Austausch mit betroffenen Behörden, die Auswertung der Rückmeldung sei im Gang. Zudem wird angegeben, dass derartige Überprüfungen periodisch in allen Regionen erfolgen würden. Genaueres zu möglichen weiteren Verkürzungen verriet das EFD nicht.

Insider: Verkürzte Öffnungszeiten Folge von Personalmangel

Garanto-Chefin Wyss sprach nach der Antwort von fehlender Transparenz «über die geplanten Schritte». Damit bezog sie sich nicht nur auf Stein und Koblenz, sondern auch auf die erwähnten periodischen Überprüfungen in anderen Regionen. Wyss verlangt: «Das BAZG muss eine Planung vorlegen, eine Strategie und die Auswirkungen aufzeigen, auch auf die Personalsituation.»

Wie «CH Media» berichtet, antwortete das BAZG bisher immer gleich auf Fragen nach der angespannten Personalsituation: «Das BAZG erfüllt seinen Leistungsauftrag jederzeit und setzt sein Personal risikobasiert und lagegerecht ein.» Gemäss Insidern gibt es aber viele Grenzposten, wo das Personal fehle. Die verkürzten Öffnungszeiten seien eine Folge davon.

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