Anni Lanz erneut verurteilt – Amnesty International verärgert

Das Walliser Kantonsgericht entschied heute Mittwoch, an der Verurteilung der Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz festzuhalten. Sie half im Februar 2018 einem afghanischen Asylsuchenden, den sie traumatisiert und unterkühlt am Bahnhof Domodossola (I) vorfand.

Die 73-Jährige sah keine andere Möglichkeit, als den jungen Afghanen in die Schweiz zurückzubringen. Dafür wurde sie per Strafbefehl wegen «Förderung der rechtswidrigen Einreise» zu einer Busse verdonnert. Das oberste Gericht im Wallis bestätigte nun diesen Entscheid.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bedauert das Urteil zutiefst. Die Non-Profit-Organisation hatte zuvor einen Freispruch der Menschenrechtlerin gefordert.

«Dieses Urteil ist eine traurige Niederlage: Für alle Menschen, die sich für die Rechte von Migrantinnen und Migranten, Asylsuchenden und Menschen auf der Flucht einsetzen.» Das erklärte Muriel Trummer, Asylexpertin bei Amnesty Schweiz, die den Prozess vor Ort verfolgt hatte.

«Anni Lanz ist keine Schlepperin. Sie hat einzig aus Mitgefühl gehandelt, ihre Verurteilung ist nicht nachvollziehbar.»

Die verurteilte Anni Lanz selbst sagte: «Warum muss ich mich rechtfertigen für mein Handeln? Eigentlich müssten doch die Behörden erklären, warum sie einen suizidgefährdeten, schwer traumatisierten Menschen entgegen des ausdrücklichen Rats der Ärzte von seiner Schwester trennen. Und ihn nach Italien ausschaffen, wo er sich selbst überlassen wurde.»