Innerhalb von RTS soll es während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sein. Nun fordert SRG-Chef Gilles Marchand eine rasche Aufklärung.
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SRG-Generaldirektor Gilles Marchand will die Fälle um allfälliges Mobbing und sexuelle Belästigungen beim Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) rasch aufklären und Konsequenzen ziehen, die bis zu Kündigungen gehen könnten. (Archivbild) - sda - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Le Temps» enthüllte mögliches Mobbing und sexuelle Belästigungen bei RTS.
  • Gilles Marchand, SRG-Generaldirektor, fordert rasche Aufklärung.
  • Bereits wurden zwei beschuldigte Kaderleute entlassen.

Der SRG-Generaldirektor, Gilles Marchand, hat Fehler im Zusammenhang mit den Affären um mögliches Mobbing und sexuelle Belästigungen bei RTS eingeräumt. Zwei beschuldigte Kaderleute wurden bereits suspendiert. Ausserdem wurden zwei ergänzende Untersuchungen im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die zwei Kaderleute eröffnet.

Dies hat die Direktion des Westschweizer Radios und Fernsehens RTSI bereits am Dienstag an die Mitarbeitende angekündigt. Die RTS-Direktion hat diese «konkreten und sofortigen Massnahmen» ergriffen. Dies, nachdem sie eine Vertretung des Schweizer Syndikats Medienschaffender (SSM) getroffen hatte. Die Vertretung forderte sofortige Massnahmen gegen sexuelle Belästigung und Mobbing.

«Wir denken an die Opfer»

Die RTS-Direktion schrieb an die Mitarbeitenden: Sie sei sich bewusst, dass zahlreiche Personen nicht angehört worden seien und sie dies zutiefst bedauere. «Wir denken an die Opfer.»

Die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» hatte am Samstag unter Berufung auf anonyme Quellen enthüllt: Innerhalb von RTS soll es während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sein. Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter der ehemalige Star-Fernsehmoderator Darius Rochebin. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weg geschaut.

Generaldirektor gibt Fehler zu

Der Generaldirektor der SRG. Gilles Marchand, nahm am Mittwoch in einem Interview von «Le Temps» Stellung zu den Vorfällen. «Wir haben Fehler gemacht», sagte er in dem Zeitungsinterview ein. Marchand räumte ein, dass eine frühere Untersuchung betreffend eine der beschuldigten Kaderpersonen nicht vollständig gewesen sei.

Auf die Frage, ob RTS die grösste Krise seit ihrem Bestehen durchlaufe, sagte Marchand: «Das ist eine schwere Krise, sicherlich. Ich unterschätze sie absolut nicht. Man muss schnell korrigieren, was nötig ist.»

Darius Rochebin
Der Journalist Darius Rochebin arbeitete jahrelang bei Radio Télévision Suisse. Ihm wird sexuelle Belästigung vorgeworfen. - Keystone

Auf die Frage, ob er von einem der Fälle gewusst habe, als er 2014 noch RTS-Direktor gewesen sei, sagte Marchand: «Wir haben nicht nichts gemacht, aber wir haben sicher nicht genug gemacht.»

Er bedaure dies. Nun werde die Untersuchung wieder aufgenommen und ausgeweitet. Je nach Ausgang würden die richtigen Schlüsse gezogen und die nötigen Massnahmen getroffen.

Er sei entschlossen, auf allen Ebenen zu reagieren. Damit könne innerhalb des Unternehmens wieder ein Klima des Vertrauens und Ruhe hergestellt werden.

«Wir werden dies nicht nur bei RTS machen, sondern bei der gesamten SRG auf nationaler Ebene», versicherte der SRG-Generaldirektor. Eine solche Krise dürfe nie wieder auftreten. In Zukunft müssten Probleme sehr schnell untersucht werden, in vollstem Vertrauen.

Es könnte zu Entlassungen kommen

Die Frage, ob die RTS-Führung noch glaubwürdig sei, wurde von Marchand bejaht. Diese habe schnell und aufrichtig reagiert. Die RTS-Direktion sei entschlossen, die Situation schnell zu verbessern. Sie erhalte dabei die Unterstützung der gesamten SRG.

Ein Service public wie die SRG müsse sich vorbildlich verhalten und der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen.

Die Resultate der nun eingeleiteten Untersuchungen könnten laut Marchand Konsequenzen haben, die bis zu Entlassungen führen könnten. Dies, falls sich herausstellen sollte, dass sich Kader oder Mitarbeitende inakzeptabel verhalten hätten. Dies sei im Sanktionenkatalog der SRG so vorgesehen. Die SRG schütze niemanden, auch nicht auf oberster Führungsebene, falls es Versäumnisse gegeben hätte.

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