Macron wirbt in Lausanne für Europa und verteidigt Nahost-Position
Der französische Präsident besucht an seinem zweiten Tag in der Schweiz Lausanne und Genf. Dabei wirbt er für Europa und verteidigt seine Nahost-Position.

Am zweiten Tag seines Staatsbesuches in der Schweiz hat der französische Präsident Emmanuel Macron zusammen mit Bundespräsident Alain Berset Lausanne und Genf besucht. An der Universität Lausanne warb er für ein starkes Europa und verteidigte seine Position zum israelischen Gegenangriff auf den Gazastreifen. Zuvor hatten in Lausanne rund 200 Studierende gegen den Besuch Macrons protestiert.
Einige Demonstrierende waren mit Kochtöpfen und palästinensischen Flaggen ausgestattet.
Sie zogen durch die Strassen und skandierten unter anderem «Israel Mörder, Macron Komplize» und «Free Free Palestine», während sie Transparente mit der Aufschrift «Stop Genocide» trugen.
Macron zum Nahost-Konflikt
Macron erinnerte vor den Studierenden in der Universität daran, dass Frankreich «den Terrorangriff» der Hamas vom 7. Oktober «mit äusserster Entschiedenheit» verurteile und Israel das Recht habe, sich zu verteidigen.
Allerdings rechtfertige dies «nicht die Bombardierung von Zivilisten» im Gazastreifen, unterstrich Macron. Auch das Kriegsrecht und das humanitäre Recht müssten respektiert werden. Der französische Präsident forderte eine «sofortige humanitäre Waffenruhe» und die «Wiederaufnahme des politischen Dialogs», damit das palästinensische Volk einen eigenen Staat haben könne.
Berset erklärte seinerseits, dass die «Eskalation», die den Konflikt «in den Horror» treibe, beendet werden müsse. Zudem erinnerte er daran, dass sich die Schweiz – insbesondere aufgrund ihrer humanitären Tradition – für den Schutz der Zivilbevölkerung einsetze.
Macron sprach weiter über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen für Europa. Dabei betonte er, dass die «Grundlagen Europas noch nie so sehr erschüttert» worden seien wie derzeit. Dennoch bleibe Europa angesichts aller Risiken des Auseinanderdriftens und der Rückkehr zu Nationalismen die beste Antwort.
Um dies zu erreichen, müsse die EU jedoch geeinter auftreten. Dazu gehöre, dass Europa seine «Souveränität» gegenüber anderen Grossmächten, allen voran den USA und China, wiedererlange. Um an Souveränität zu gewinnen, müsse Europa «massiv investieren», insbesondere in Technologien im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel oder der künstlichen Intelligenz.
Ausserdem betonte Macron, dass Europa «eine demokratische Vitalität» wiedererlangen müsse, die unter anderem durch Falschinformationen und Propaganda bedroht sei, die über soziale Netzwerke verbreitet würden.
Im Bereich des Klimaschutzes forderte Macron ebenfalls «bedeutende Investitionen» und drängte die grossen und reichen Volkswirtschaften, die Pariser Vereinbarungen einzuhalten. Ein wichtiger Schlüsselfaktor sei, dass die Schwellenländer schnell aus der Kohle aussteigen würden.
Der französische Präsident beendete am Donnerstag den Besuch in der Schweiz in Meyrin im Kanton Genf mit einem Treffen mit Fabiola Gianotti, der Generaldirektorin des Nuklearforschungszentrums Cern.
Unterirdischer Teilchenbeschleuniger
Dabei sprachen Macron und Berset unter anderem über den Bau eines neuen unterirdischen Teilchenbeschleunigers bis 2040. Dieser würde sich wie der aktuelle Large Hadron Collider (LHC) auf schweizerisch-französischem Grenzgebiet befinden. Er hätte einen Umfang von 90 Kilometern, fast dreimal so gross wie der bisherige, und wäre wesentlich leistungsfähiger.
Die beiden Präsidenten stiegen auch 100 Meter unter die Erde, wo sich der LHC befindet, der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt.
Am frühen Abend verliess das französische Präsidentenflugzeug mit Macron und dessen Gattin Brigitte Genf Richtung Paris.