London-Direktzug: SBB prüft Bau von Kontroll-Terminals an Bahnhöfen
Bald könnte es möglich sein: innert fünf Stunden im Zug der SBB direkt von Basel nach London fahren. Aber es gibt noch Hürden zu überwinden.

Das Wichtigste in Kürze
- Sowohl die SBB als auch die Regierung wollen einen Direktzug nach London.
- Da London aber ausserhalb des Schengen-Raums liegt, ist es kompliziert.
- Es könnte also noch zehn Jahre dauern, bis der London-Express losfährt.
Ungefähr 12’000 Personen fliegen täglich aus der Schweiz nach London. Bei zwei Dritteln von ihnen liegt das Reiseziel auf der Insel – nur ein Drittel fliegt direkt weiter.
Die Nachfrage verteilt sich gleichmässig über das ganze Jahr. Es gibt also keine Konzentration der Flüge auf die Ferienzeit.
Wie gemalt für eine Direktverbindung auf der Schiene! Ab Zürich HB, ab Basel SBB oder ab Genf könnten bald Direktzüge London bedienen.
Schengen macht es kompliziert
SBB-Boss Vincent Ducrot betont schon jahrelang, dass solche Ziele verfolgt würden. Und im Mai 2025 hat der Bundesrat eine solche Absichtserklärung unterzeichnet.
Nur: So einfach ist das alles nicht.
Das Hauptproblem: Das Vereinigte Königreich ist kein Teil des Schengen-Raums. Es verlangt entsprechend, dass Einreisekontrollen schon am Abfahrtsbahnhof stattfinden.
Will die Schweiz also einen Direktzug nach London, muss sie neue Bahnhof-Terminals bauen.
Die Grenz- und Sicherheitskontrollen, der Wartebereich und das Abfahrtsperron: Alles muss komplett abgetrennt sein vom weiteren Zugverkehr.
Nicht, dass ein Passagier, der von Basel nach Münchenstein fahren möchte, versehentlich schnell in den London-Zug hüpft.
Anfrage an den Regierungsrat
Ob der Zug ab Basel, Genf oder Zürich fahren soll, ist noch offen. In Zürich haben zwei Kantonsräte diesbezüglich den Regierungsrat mit Fragen zugedeckt.
Dieser hielt in seiner Antwort fest, dass man grosses Interesse am Projekt habe. Aber wie soll das am Hauptbahnhof Zürich baulich funktionieren?
«Das Bundesamt für Verkehr hat die SBB beauftragt, eine Studie zu den dazu nötigen infrastrukturellen Anpassungen zu erstellen.» Diese Studienergebnisse lägen noch nicht vor, so der Regierungsrat.
Und wer soll das bezahlen? Der Regierungsrat lässt verlauten: «Im Rahmen der erwähnten Studie durch die SBB wird auch die allfällige Finanzierungszuständigkeit geklärt.»
Ein Zug der SBB = sechs Flugzeuge
Die Zugstrecke dürfte gut frequentiert sein. Ein Auszug aus dem Protokoll: «Pro Tag und Richtung werden zwischen Zürich und London im Jahresdurchschnitt etwa 20 Verbindungen angeboten. Je mit einer Kapazität von durchschnittlich rund 150 Sitzplätzen.»
Die Kapazität eines Zuges, der durch den Eurotunnel verkehrt, beträgt 890 Plätze. Will heissen: Ein Zug bringt so viele Menschen nach London wie sechs Flugzeuge.
Wie geht es jetzt weiter? Der Bundesrat werde 2026 einen Richtungsentscheid in dieser Sache fällen, sagt SBB-Sprecherin Mara Zenhäusern zu den «CH Media»-Zeitungen (Bezahlartikel).
Es kann noch lange dauern
Im Jahr 2027 werden voraussichtlich alle Studien abgeschlossen sein – eine Umsetzung sei im Verlauf der 2030er-Jahre denkbar, so Zenhäusern.
Es fliesst also noch viel Wasser den Rhein runter, bis wir im Direktzug London anfahren. Oder anders ausgedrückt: Es werden in Kloten bis zum 1. Januar 2030 noch 29'600 Flugzeuge in Richtung London abheben.
Sollte die SBB ihren London-Express gar erst am 1. Januar 2039 anbieten, wären es sogar 102'600 Flüge.




















