Lärmbelästigung: Stadt Bern schafft «fast unmöglichen Spagat»
Das Wichtigste in Kürze
- Anwohner in der Romandie und im Tessin müssen viel Lärm ertragen.
- Dies, da dicht befahrene Strassen an Wohngeboten vorbeiführen.
- Demgegenüber lebt es sich in der Stadt Bern am leisesten.
Wenn stark befahrene Strassen in der Nähe von Wohngebieten vorbeiführen, müssen die Anwohner viel Lärm ertragen. In Städten in der Westschweiz und im Tessin leben die Bewohner lauter als in der Deutschschweiz. Dies zeigt eine neue Analyse der ZKB.
Am lautesten ist es in der Stadt Genf. An jeder dritten Wohnadresse in der grössten Westschweizer Stadt beträgt die Lärmbelastung mehr als 60 Dezibel. Das entspricht einem normalen Gespräch oder einem Rasenmäher auf zehn Meter Distanz.
Leisester Wohnraum in Aarau, Winterthur und Bern
Dieser Lärm dürfte laut den Studienautoren selbst bei geschlossenen Fenstern in der Wohnung wahrgenommen werden. In Genf sind sogar 94 Prozent aller Wohnadressen einem Lärmpegel von über 50 Dezibel ausgesetzt.
Lugano ist die zweitlärmigste Stadt, gefolgt von Lausanne. Die Deutschschweizer Städte Zürich, Basel und Biel liegen im Mittelfeld. Den leisesten Wohnraum findet man in Aarau, Winterthur und Bern.
Bern schafft einen «fast unmöglichen Spagat»
Dass Bern in Bezug auf die Lärmbelastung am besten abschneidet, ist laut den Autoren überraschend. Damit schaffe die Stadt einen «fast unmöglichen Spagat». Dies, weil Bern eigentlich als sehr autofreundlich gilt.
Dass es in Winterthur leise ist, überrascht hingegen weniger, denn die Stadt ist sehr velofreundlich und gilt als «Gartenstadt». In Aarau gibt es ausserdem extra sogenannte Flüsterbeläge, die den Strassenlärm eindämmen sollen.
Lärm belastet das Budget der Vermieter
Trotzdem gibt es in grossen Städten lärmige Wohnungen. Die Zürcher Rosengartenstrasse ist mit 69 Dezibel sogar die mit Abstand lauteste Wohnadresse. Dies wird gefolgt von der Zürcherstrasse in Winterthur mit 66 Dezibel.
Lärm belastet nicht nur die Ohren der Mieterinnen und Mieter, sondern auch das Budget der Vermieter. An den lärmigsten Strassen müssen Wohnungen beispielsweise um etwa 2,2 bis 4 Prozent günstiger angeboten werden. Gemäss der Analyse summieren sich die Mietausfälle, die durch Strassenlärm entstehen, damit jährlich auf 320 Millionen Franken.
Mietminderwert von 40 Millionen Franken in Stadt Genf
Der grösste Mietminderwert in Höhe von 40 Millionen Franken entfällt dabei auf die lärmigste Stadt Genf. In Lausanne betragen die Mieteinbussen durch Lärm jährlich 12 Millionen Franken.
Doch durch Lärm fallen für die Vermieter auch noch weitere Kosten an: So würden in lärmigeren Wohnungen häufiger Mieterwechsel stattfinden. Dies führt zu grösserem administrativem Aufwand. Für die Analyse nutzten die Autoren Daten des Bundes für Strassenlärm. Um die Höhe der Lärmkosten zu beziffern, berechneten sie für sämtliche Schweizer Mietwohnungen den Lärmabschlag der Nettomieten.