«Lächerlich»: Armee-Umfrage zu nichtbinären Personen erntet Spott
Per Umfrage wollte die Schweizer Armee mehr über das Wohlbefinden nichtbinärer Menschen im Militärdienst herausfinden. Die Antworten waren nur teils verwertbar.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Armee wollte wissen, wie es nichtbinären Personen im Militär geht.
- Ein Drittel der Antworten war spöttisch oder ablehnend, eine Auswertung daher unmöglich.
- Die Reaktionen sind politisch umstritten, weitere Schritte sind nicht geplant.
Die Schweizer Armee wollte herausfinden, wie sich nichtbinäre Menschen im Militärdienst fühlen – und startete im Sommer 2024 eine Online-Umfrage.
Der Hintergrund: Eine frühere Datenerhebung hatte gezeigt, dass sich rund vier Prozent der Armeeangehörigen weder als Frau noch als Mann identifizieren. Diese Zahl überraschte selbst die Armeekader.
Die Resultate der neuen Befragung aber blieben aus. Die Armee schreibt auf ihrer Website, es habe zu wenige «seriöse Antworten» gegeben.
Ein Drittel der Antworten nicht verwertbar
Die «NZZ am Sonntag», die die Umfragedaten auf Grundlage des Öffentlichkeitsgesetzes einsehen konnte, zeigt warum: Ein erheblicher Teil der 81 Teilnehmenden nutzte die Befragung für wütende Kommentare statt für inhaltliche Rückmeldungen.
So wurde mehrfach behauptet, es gebe «nur zwei Geschlechter». Andere Teilnehmende kritisierten die Umfrage als «lächerlich» oder warfen der Armee vor, sich «linkem Druck» zu beugen. E
in Drittel der Rückmeldungen galt laut Armee als nicht verwertbar.
Trotz Spott gab es auch konstruktive Rückmeldungen. Einige Teilnehmende berichteten von fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, unzureichender Infrastruktur und mangelndem Respekt durch Vorgesetzte.
Positiv erwähnt wurde, dass im Militär mit dem Grad statt mit «Herr» oder «Frau» angesprochen werde – das wirke inklusiv.
In der Politik spalten sich die Meinungen zur Umfrage
SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf begrüsst die Umfrage gegenüber der Zeitung: Wer als nichtbinäre Person Dienst leisten wolle, brauche praktische Lösungen – etwa bei Unterbringung oder Duschen. Die ablehnenden Reaktionen seien traurig, aber nicht überraschend.

SVP-Nationalrat Mauro Tuena hingegen hält die Befragung für überflüssig. Sie sei «typisch Amherd», so Tuena zur Zeitung. Sie solle unter dem neuen Verteidigungsminister Martin Pfister nicht weitergeführt werden.
Die Armee zeigt sich enttäuscht über den Verlauf. Man habe mit ernsthaften Rückmeldungen gerechnet, nicht mit Instrumentalisierung.
Weitere Massnahmen zum Thema Nonbinarität sind aktuell nicht geplant – man bleibe aber eine «Armee für alle».