Kritik an Zürcher Museen wegen Kunstwerken «aus Blutmetall»
Streit um die Rückgabe von Benin-Bronzeskulpturen: Eine US-Aktivistin setzt sich für die Rechte der Nachfahren afrikanischer Sklaven ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Benin-Bronzen aus den Zürcher Museen sollen an Nigeria zurückgegeben werden.
- Eine New Yorker Aktivistin stellt sich gegen diesen Plan.
- Ihrer Ansicht nach gehören die Artefakte den Nachfahren versklavter Menschen.
Das Museum Rietberg ZH und das Völkerkundemuseum der Universität in Zürich beherbergen insgesamt 30 Exemplare von Benin-Bronzen. Artefakte, die ihre historische Heimat im Königreich Benin, heute ein Teil Nigerias, finden.
Bei einem britischen Angriff auf Benin City im 19. Jahrhundert wurden die Kunstwerke entwendet.
Stimmen gegen die Rückgabe
Heute fordern die nigerianischen Behörden diese historischen Objekte zurück. Die Zürcher Museen beabsichtigen, diesem Anspruch nachzukommen, berichtet die «NZZ».
Letztes Jahr hat der damalige nigerianische Präsident Muhammadu Buhari entschieden, dass sämtliche Benin-Bronzen zum Privatbesitz des Oba gehören. Das betrifft auch Benin-Bronzen, die derzeit noch nicht in Nigeria sind – so auch jene in Zürich.
Eine Anwältin aus New York setzt sich nun zur Wehr. Deadria Farmer-Paellmann, Direktorin der Restitution Study Group und Aktivistin für die Belange von Nachkommen versklavter Menschen, stellt sich gegen diese Rückgabepläne der Zürcher Museen.
«Diese Bronzen sind aus Blutmetall. Ihr unterstützt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit», bringt sie ihr Anliegen in einem Brief an das Museum Rietberg zum Ausdruck. Dieser Brief liegt der «NZZ» vor.
Kritik an den Obas als Profiteure
Farmer-Paellmann, selbst Nachfahrin beninischer Sklaven, argumentiert, dass die Obas nicht als Opfer, sondern als Täter angesehen werden sollten.
Ihre Kritik stützt sich auf die historischen Akte des Sklavenhandels, durch den sich die Obas bereichert haben, indem sie Sklaven an Europäer verkauften. Aus ihrer Sicht sind die Nachfahren der Versklavten die rechtmässigen Besitzerinnen und Besitzer der Benin-Bronzen.
Reaktion der Zürcher Museen
Das Völkerkundemuseum der Universität Zürich sieht es anders. Die Europäer seien hauptsächlich die Nutzniesser des Sklavenhandels gewesen. Die Objekte in Europa zu belassen, sei daher widersinnig.
Das Museum Rietberg würde zahlreiche Stimmen aus Kunst, Wissenschaft und der afrikanischen Diaspora beim Entscheid der Rückgabe der Benin-Bronzen einbeziehen.
Nun liegt es am Stadtrat und der Universität zu entscheiden, ob die Zürcher Benin-Bronzen zurück nach Nigeria geschickt werden.